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Über die Kunst des Einfachen

Möbel des deutschen Designers Martin Ballendat - ein Meister der Reduktion

Die Kunst des Designs ist das Weglassen alles Überflüssigen, lautete schon die Maxime der Bauhausdesigner. Ihre Möbel und Alltagsgegenstände sind zu Klassikern ohne zeitliche Haltbarkeitsgrenze geworden. Das Bekenntnis zur reinen Form spiegelt sich auch bei führenden zeitgenössischen Designern wider. Ein Meister der Reduktion ist Martin Ballendat.

Martin Ballendat, 1958 in Bochum geboren, zählt derzeit zu den meist beschäftig- ten Möbel-Designern auf dem internationalen Markt. In Deutschland und Österreich beschäftigt sein Büro »Design Ballendat« zehn Mitarbeiter. Zu den Projektarbeiten für renommierte Markenhersteller aus Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und den USA kommen Aufträge aus England und Spanien. Mehr als 50 Designpreise bestätigen die Designkompetenz Martin Ballendats.
Seine preisgekrönten Entwürfe überzeugen durch eine klare Formensprache und tragen eine deutliche Handschrift: große Flächen eines Materials, eine souveräne, großzügige Linienführung und der gezielte Einsatz von gestalterischen Akzenten. Der Tisch »Magnum« etwa, ein Entwurf für TEAM 7, lebt von seiner klaren, geradlinigen Formensprache und der großflächigen Verarbeitung edlen Natur-Holzes. Dank raffinierter Auszugstechnik bringt es der Tisch auf eine maximale Länge von 3,50 Metern - trotz seiner Größe ist er ausgesprochen elegant.
Wichtigstes Stilmittel dabei ist der Einsatz von Farbglas, das perfekt zum Holz kontrastiert und die Länge des Tisches optisch unterbricht. Die Kombination aus Glas und Holz ergibt ein reizvolles Spannungsfeld, mutet aber dennoch harmonisch an. Das Spiel mit Gegensätzen führt Ballendat beim zugehörigen Freischwinger fort. Mit seiner Rahmenkonstruktion aus Stahl und freitragender Bespannung aus atmungsaktivem Stricktex wirkt der Stuhl skulptural und schenkt dem Raum Persönlichkeit. »Dem Stuhl kommt in der Raumgestaltung eine Sonderstellung zu: Er spielt den weichen, sinnlichen Part, während Korpusmöbel eher die Position der Raumarchitektur einnehmen«, erläutert Martin Ballendat die Bedeutung des Stuhles.
Für seinen jüngsten Entwurf, das Tisch-Stuhl-Ensemble »Girado«, wählte der Designer die organische aber nicht minder klare Formensprache. Beim Tisch dominiert edles Natur-Holz für die Tischplatte, kombiniert mit einer weißen Glas-Einlegeplatte und einem Kreuzfußgestell aus Alu. Auch hier lässt sich die ovale Tischplatte auf eine maximale Länge von 2,90 Metern ausziehen - beim Erweitern fährt das Fußkreuz auseinander und gewährleistet so optimale Stabilität bei maximalem Beinraum. Das abgeschrägte Plattenprofil verleiht dem Tisch zusätzliche Leichtigkeit.
Besonders charakterstark und sinnlich mutet der Stuhl »Girado« an: Seine dreidimensional bearbeitete Rückenlehne aus perfekt geschliffenem Natur-Holz verläuft wie eine Schlaufe entlang der gepolsterten Sitzfläche - Form und Material verführen zum Anfassen. Schön auch das Fußkreuz mit Mittelsäule in glänzendem oder mattem Alu. Die ungewöhnliche Kombination aus organisch geformtem Natur-Holz und Metall ergibt ein reizvolles Spannungsfeld: Die Lebendigkeit des Holzes wird ins Design einbezogen und schenkt der ansonsten puristischen Formensprache sinnliche Wärme. Das Design selbst mutet zurückhaltend und einfach an - und gerade hierin zeigt sich die Stärke der Entwürfe. »Gutes Design muss ÝwatscheneinfachÜ wirken«, betont Martin Ballendat. »Aber gerade diese einfach scheinende Selbstverständlichkeit erreicht man nur mit einem höchst intelligenten und kreativen Entwicklungskonsens von technischen, praktischen und künstlerischen Faktoren.«
www.ballendat.de

Artikel vom 22.09.2006