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Hermann Geller, ehemaliger Kirchmeister der früher eigenständigen Paul-Gerhardt-Gemeinde.Foto: Uffmann

Verkaufsgegner wollen Fusionsvertrag anfechten

Auseinandersetzung um Paul-Gerhardt-Kirche geht weiter

Bielefeld (MiS/cr). Die Auseinandersetzung in der Ev. Neustädter Marien-Kirchengemeinde um die Zukunft der Paul-Gerhardt-Kirche geht weiter. Hermann Geller, ehemaliger Kirchmeister der früher eigenständigen Paul-Gerhardt-Gemeinde und Gegner des Kirchenverkaufs an die Jüdische Kultusgemeinde, wurde inzwischen von Pfarrer Alfred Menzel aufgefordert, die ihm überlassenen Schlüssel für das angrenzende Paul-Gerhardt-Zentrum abzugeben.
In einer Gemeindeversammlung am Mittwoch baten Menzel und Ulrich Wolf-Barnett, Pfarrer im Entsendungsdienst, unterdessen, in der Gemeinde wieder eine Kultur der konstruktiven Gespräche zu schaffen.
Nachdem Geller die Gründung einer Bürgerinitiative für die Erhaltung der Paul-Gerhardt-Kirche angekündigt hatte, warf ihm Menzel vor, sich durch »neuerliche öffentliche Äußerungen gegen die Gemeinde« zu stellen. Der Bevollmächtigten-Ausschuss, der bis zu einer Neuwahl das Presbyterium der fusionierten Gemeinde ersetzt, stimmte einstimmig für die Schlüssel-Rückgabe. Dem Ausschuss gehören Joachim Deppe, Klaus-Peter Dreier, Christian Fabritz, Prof. Joachim Frohn, Dr. Folker Janssen, Rolf Kriete, Hartmut Obermann, Peter Salchow, Martin Uffmann, Petra Ullmann, Hans-Joachim Weithöner und Renate Wendland an.
Geller und die Gründungsmitglieder der Bürgerinitiative wollen die Betriebskosten für die Paul-Gerhardt-Kirche einschließlich einer Baurücklage, Heizung und Reinigung aufbringen und diesen Betrag auch für die Folgejahre garantieren. Der frühere Kirchmeister beziffert die dafür erforderliche jährliche Summe auf 25 000 Euro und bleibt bei seiner Auffassung, dass es für die Gemeinde letztlich günstiger sei, die Kirche zu behalten. Der Initiative haben sich die Gemeindeglieder Ulrike Stiewe, Susanne Stoffels, Thomas Flottmann, Hans Gülzow, Claus Grünhoff, Rainer Krause, Reinhold Patzer und Eitel Riefenstahl angeschlossen.
Geller ist auch überzeugt, dass die kleine jüdische Kultusgemeinde als Käufer des Gotteshauses nicht in der Lage sein werde, die hohen Betriebskosten zu tragen. Er will erneut das Kirchen-Verwaltungsgericht anrufen, um die Fusionsvereinbarung zwischen Neustädter und Paul-Gerhardt-Gemeinde aus dem Jahr 2005 anzufechten - »wegen arglistiger Täuschung«, wie Geller betont.
Inzwischen sprächen sich politische Kräfte in Stadt und Land für die Übergabe der Paul-Gerhardt-Kirche an die Jüdische Kultusgemeinde aus, erklärte dagegen Pfarre Menzel vor 150 Gläubigen in der Gemeindeversammlung. »Es geht dabei nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie.« Mit dem Verkauf gebe man die Kirche in gute Hände. »Sie wird ein Ort bleiben, an dem Glauben gelebt wird.« Zuvor wurde auf die angespannte Finanzlage der Gemeinde hingewiesen. 2006 komme man noch über die Runden, 2007 sehe es schon schlechter aus, und die Finanzierung für 2008 stehe noch in den Sternen.

Artikel vom 15.09.2006