15.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fahrräder kosten mehr Geld

Umsatz sinkt: Wetter brockt Händlern »acht schwierige Monate« ein

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Köln (WB). Fahrräder werden im nächsten Jahr teurer. »Bei den Preisen sind wir bereits am unteren Ende, und die dreiprozentige Mehrwertsteuererhöhung muss die Branche an die Kunden weitergeben«, sagte der Vorsitzende des Verbandes des deutschen Zweiradhandels (VDZ) in Bielefeld, Louis-Dieter Hempelmann.

Für das laufende Jahr befürchtet Hempelmann Umsatzeinbußen. Wegen des »wenig guten Zweiradwetters« seien die ersten acht Monate für die Händler »sehr schwierig« gewesen. Hempelmann: »Das Frühjahr war zu kühl und zu nass, und über den August brauchen wir nicht zu reden.«
Bis jetzt sei ein Umsatzminus von drei Prozent aufgelaufen, ergänzte VDZ-Geschäftsführer Stefan Genth. 2005 wurden in Deutschland 4,7 Millionen Fahrräder verkauft. Bereits in den Vorjahren sanken die Renditen, Ende 2005 schlug ein Minus von knapp drei Prozent zu Buche. Wer den Absatz dennoch steigerte, schaffte dies meist nur, indem er seine Räder noch billiger anbot. Die Hälfte des Umsatzes entfällt mittlerweile auf Zubehör wie Taschen, Bekleidung oder Radwanderkarten. Hempelmann rechnet damit, dass in diesem Jahr etwa 4 Millionen Räder neu auf Deutschlands Straßen rollen werden. Die Hälfte vermarktet der Facheinzelhandel, um die anderen 50 Prozent balgen sich Discounter, Einkaufszentren und Baumärkte. Im Durchschnitt kostet ein Rad 340 Euro.
Hempelmann und die anderen Vorstandsmitglieder des VDZ halten sich seit gestern in Köln auf. Dort wurde die Internationale Fahrradmesse IFMA eröffnet. Bis zum Sonntag zeigen 750 Aussteller aus 35 Ländern ihre neuen Modelle bei der größten Branchenschau Europas. Zu sehen sind Neuheiten bei Renn- und Tourenrädern, Mountain- und Citybikes oder ultraleichten Zweirädern. Räder wiegen immer weniger. »Waren sie früher 19 oder 20 Kilogramm schwer, sind es heute teilweise nur noch 16,5 Kilogramm«, berichtete Hempelmann.
Pannensichere und winterfeste Reifen, Sättel, die das Sitzfleisch schonen, sowie bequeme und sichere Griffe und Lenker machen das Radeln immer mehr zu einer unkomplizierten, angenehmen Art der Fortbewegung. Darüber hinaus rollt eine neue Generation von Elektrofahrrädern an. Hempelmann: »Ob sich Elektrofahrräder durchsetzen, bleibt abzuwarten, denn eigentlich wollen die Leute ja strampeln.« Ohne dass jemand in die Pedale tritt, hält der Akku der Elektro-Räder für eine Strecke von 25 bis 45 Kilometer.
Nach dem Dopingskandal bei der Tour de France erwartet der Verbandschef »eine Delle« beim Absatz von Rennrädern. »Laufende Verbesserungen« gebe es beim Schutz gegen Diebstahl. Ausgeklügelte Schlösser für 40 bis 50 Euro seien nur noch mit einer Flex zu knacken. Stefan Genth hat auf der Messe einen Trend zu einfachen, robusten Rädern beobachtet: »Es müssen nicht immer 27 Gänge sein.« Die Stimmung auf der Messe sei »gut«, betonte er. Die Branche hoffe auf einen schönen Herbst und damit auf einen »versöhnlichen Jahresabschluss«. Dabei setzt der Handel auf die wachsende Bedeutung der Fahrräder für Wellness und Tourismus.

Artikel vom 15.09.2006