15.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Vergelt's Gott und
auf Wiedersehen«

Papst Benedikt XVI. beendet Deutschland-Besuch

Von Michael Able
und Andreas Framke
München (Reuters). Papst Benedikt XVI. hat gestern seine sechstägige Reise durch Bayern beendet. Vor dem Abflug mit einer Sondermaschine der Lufthansa schloss das 79-jährige Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche einen nochmaligen Besuch in Deutschland nicht aus, sofern sein Alter dies zulasse.
Ein bewegender Abschied: der Papst und sein Bruder Georg Ratzinger.

Er verabschiedete sich auf dem Münchner Flughafen mit den Worten: »Allen ein herzliches ÝVergelt's GottÜ und ÝAuf WiedersehenÜ, so Gott will.«
Auf einem abschließenden Gottesdienst in Freising räumte er ein, dass die Last des Amtes seine Kräfte oft übersteige. Nach der Reise, die ihn zu Stationen seines Lebens wie etwa Regensburg, Freising und seinen Geburtsort Marktl am Inn führte, wurde Benedikt auf dem Flughafen von Ministerpräsident Edmund Stoiber verabschiedet.
Benedikt zitierte eine Strophe aus der Bayern-Hymne und sagte: »Gott mit dir, du Land der Bayern, deutsche Erde, Vaterland.« Gerührt stand der Papst minutenlang auf der Treppe zum wartenden Flugzeug und lauschte lächelnd dem Tölzer Knabenchor, der auf dem Rollfeld sang.
Auf dem Flug machte der Lufthansa-Airbus »Regensburg«, mit dem Benedikt schon vergangenes Jahr vom Weltjugendtag in Köln zurück nach Rom geflogen war, einen Umweg über Orte aus der Jugend des Papstes.
Benedikt machte deutlich, wie sehr ihn der Besuch in seiner Heimat gerührt hat. »Unauslöschlich trage ich in meinem Herzen den bewegenden Eindruck, den die große Begeisterung und die starke Religiosität der Massen von Gläubigen in mir ausgelöst hat«, sagte er. Er habe intensive Tage erlebt, »und in meinem Gedächtnis konnte ich viele Ereignisse der Vergangenheit, die mein Leben geprägt haben, noch einmal neu erleben«.
Neben dem Besuch in den Orten seines früheren Wirkens stand die Stärkung des Glaubens im Mittelpunkt der Reise. Bei einer abschließenden Begegnung mit Priestern und Diakonen im Dom von Freising ging der Papst abweichend von seinem Redemanuskript ausführlich darauf ein, dass sich viele Pfarrer angesichts des Priestermangels überfordert fühlten. »Das gilt auch für den Papst: Er sollte so viel tun, und meine Kräfte reichen einfach nicht dafür aus«, ergänzte der 79-Jährige. »So muss ich lernen, das zu tun, was ich kann, und das andere Gott und den Mitarbeitern zu überlassen.«
Er ahne, dass viele Pfarrer viel tun wollten und es nicht schafften. Dabei drohe der Verlust der Freude an der Aufgabe. Aber die Kirche könne eben nicht wie etwa Manager einfach neue Mitarbeiter rekrutieren. Sein Ratschlag sei, sich zurückzunehmen und im Gebet und Gottesdiensten die Einheit mit Gott zu suchen. »Wir können den anderen nur dienen, nur geben, wenn wir auch selbst empfangen, wenn wir selber nicht leer werden.«

Artikel vom 15.09.2006