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Masern: Schon
acht Kranke

Neue Verdachtsfälle in Paderborn

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Der Masern-Ausbruch in Paderborn weitet sich aus: Die Zahl der Erkrankten habe sich auf acht erhöht, teilte das Kreisgesundheitsamt gestern mit. Ferner gebe es vier Verdachtsfälle. Zwei davon seien hochgradig.

Bei dem achten Masernkranken handelt sich um eine 28 Jahre alte Mutter. Ihre einjährige Tochter war bereits erkrankt. Wo sich Mutter und Kind angesteckt haben, sei noch nicht bekannt.
Beide hatten Anfang September eine Kindertagesstätte besucht. Die Mutter wollte sich nach einer Betreuungsmöglichkeit für ihre Tochter erkundigen. Als später der Masernverdacht bekannt wurde, habe das Kreisgesundheitsamt die Impfpässe in der Kindertagesstätte kontrolliert. Zwei Erzieher, zwei Reinigungskräfte und fünf Kinder seien vorsorglich für mehrere Tage nach Hause geschickt worden, da sie keinen ausreichenden Impfschutz nachweisen konnten.
Die ersten Masernfälle waren dem Kreis Paderborn kurz nach den Schulferien gemeldet worden. 14 Jugendliche mussten daraufhin dem Unterricht in der Kilian-Hauptschule in Paderborn fernbleiben, da die Krankheit hoch ansteckend ist und schwere Folgeschäden haben kann. Trotz moderner Therapie könne eine Infektion zum Tode oder schweren Schäden des Nervensystems führen, teilte das Gesundheitsamt mit.
Insgesamt sind an der Schule vier Kinder an Masern erkrankt. Bei zwei weiteren Schülern gebe es einen hochgradigen Verdacht. Ferner besteht der Verdacht, dass sich eine Frau, die in unmittelbarer Nachbarschaft eines erkrankten Schülers wohnt, ebenfalls angesteckt hat. Gestern Abend wurde von der Schule ein vierter Verdachtsfall gemeldet. Da es zwischen den beiden neuen Fällen (Mutter und Kind) und den vier Fällen an der Schule keine Verbindung gibt, geht der Kreis von zwei Ansteckungsherden aus.
Das erste erkrankte Kind türkischer Abstammung hatte sich vermutlich beim Urlaub in Syrien die Infektion zugezogen und dann seinen Bruder angesteckt, der die Hauptschule besucht. Danach erkrankte ein nicht geimpfter Klassenkamerad, der wiederum seine ebenfalls nicht geimpfte Schwester infizierte.
Das Kreisgesundheitsamt versucht derzeit alle Infektionsherde einzukesseln. Diese Maßnahmen werden vom NRW-Landesamt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (LÖGD) in Münster als vorbildlich bezeichnet. Der Ausbruch von Masern könne nur verhindert werden, wenn die Impfrate 95 Prozent betrage, sagte Dr. Matthias Schröter vom LÖGD. Derzeit ließen sich nur 88 Prozent der Bürger impfen. Im Vergleich zu den Vorjahren mit durchschnitlich 30 Fällen gebe es derzeit in NRW einen größeren Masernausbruch mit 1700 Fällen (diese Zeitung berichtete).

Artikel vom 15.09.2006