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Kirschstein spielt,
Wächter grollt

Vorhang fällt im »Torwart-Theater«

Hamburg (WB/dpa). Im Hamburger »Torwart-Theater« ist der Vorhang für Stefan Wächter nach seinem 80 Minuten-Auftritt in der Champions League schon wieder gefallen. Beim Bundesligaspiel in Dortmund rückt Sascha Kirschstein in den Kasten der Hanseaten zurück.

Der 26-Jährige genießt trotz seiner Roten Karte in der Partie gegen den FC Arsenal und seines Fehlers im DFB-Pokal bei den Stuttgarter Kickers weiterhin das Vertrauen seines Trainers. »Daran hat sich nichts geändert«, sagte HSV-Coach Thomas Doll, während Stellvertreter Wächter daran zweifelt, ob er überhaupt noch in Hamburg eine Perspektive hat.
Nach Ansicht von Doll traf Kirschstein bei dessen Platzverweis am Mittwoch in der 12. Minute keine Schuld. »Wieso soll ich jemanden bestrafen für etwas, für das er nichts kann?«, rechtfertigte der 40-Jährige das Festhalten an seiner Nummer Eins. Der Trainer ließ auch das Argument nicht gelten, dass Ersatztorwart Wächter in Dortmund Spielpraxis für die nächste Champions-League- Partie bei ZSKA Moskau am 26. September sammeln müsse. Für dieses Spiel ist Kirschstein nach seinem Platzverweis gesperrt.
Kirschsteins Mitbewerber um den Posten im HSV-Tor stieß diese Entscheidung übel auf. Wächter reagierte mit Unverständnis auf seine Nichtberücksichtigung und sorgte damit für Unruhe im Vorfeld der Partie in Dortmund. »Ich stelle mir schon die Frage, ob der HSV überhaupt noch mit mir plant«, sagte der Schlussmann. Der 28-Jährige ergänzte: »Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich froh darüber, dass mein Vertrag im Sommer ausläuft.«
Verständnis für die Entscheidung von Doll brachte HSV-Idol Uwe Seeler auf. »Das ist doch normal, das hat nichts mit Leistung zu tun. Man darf Kirschstein ja nicht noch einmal bestrafen«, sagte Seeler und sprach sich zugleich für die Abschaffung der Roten Karte für Schlussmänner nach der Verhinderung einer klaren Torchance im Strafraum aus. »Diese Regel gehört ganz schnell abgeschafft«, sagte der Ehrenspielführer der deutschen Fußball- Nationalmannschaft. »Ein Elfmeter reicht absolut«, meinte das 69 Jahre alte HSV-Idol.
Unterstützung bekam er auch von vielen Unparteiischen, so auch von FIFA-Referee Knut Kircher. Der »Süddeutschen Zeitung« sagte er: »Wir Schiedsrichter sind die Letzten, die auf dieser Regelauslegung bestehen, ich glaube, dass ich auch für die meisten meiner Kollegen spreche.«

Artikel vom 16.09.2006