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Karate-WM: Patrick packt es an

Patrick Kowalewski nimmt an Titelkämpfen in Japan teil

Von Alexander Grohmann
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (BZ). Eine schwere Gehirnerschütterung, dazu Kiefer und Rippen geprellt - Êsein erster Kampf brachte Patrick Kowalewski (25) schnurstracks ins Krankenhaus. »Eine Woche musste ich da bleiben«, erinnert sich Kowalewski heute mit einem Schmunzeln an die schmerzhafte Erfahrung im Alter von 20 Jahren. Mittlerweile weiß sich das Karate-Ass der TG Werste besser zu wehren -Êund das gegen die Besten der Welt. Am 30. Oktober geht er bei der WM in Japan an den Start.

Seit 2004 gehört Patrick Kowalewski dem deutschen Nationalteam an und war im selben Jahr schon bei der EM in der Ukraine im Einsatz. Jetzt steht die nächste große Herausforderung vor der Tür: Mit vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche bereitet sich der 25-Jährige auf die Titelkämpfe in Tokio vor, bei denen er wahrscheinlich nicht nur in der Einzeldisziplin, sondern auch mit der Mannschaft zum Zug kommt. »Zurzeit stehe ich im Nationalteam an fünfter Stelle, das würde ausreichen«, berichtet der Sportler, der 2004 die Karate-Abteilung bei der TG Werste in Bad Oeynhausen ins Leben rief.
»Ich habe als Kind auch Fußball gespielt«, erinnert sich der Hiddenhauser, »aber Karate hat mich sofort gefesselt«. Der Versicherungskaufmann sieht den Sport auch als wichtigen Ausgleich. Abends tauscht er den förmlichen Anzug gegen die weiße Karate-Kleidung: »Da power ich mich dann richtig aus.« Auch im Alltag ist Karate nützlich: Als er vor ein paar Jahren in der Disco unverschuldet in eine Auseinandersetzung geriet, wusste Kowalewski, wie er sich wehren musste: »Das war dann eine ganz kurze Sache.«
Nicht ganz so zügig wird Kowalewski in Japan seine Gegner auf die Matte schicken können. In der Gewichtsklasse 65 bis 75 Kilogramm warten schwere Brocken. Doch umsonst hat Bundestrainer Akio Nagai Shihan seinen Schützling, der 2005 Deutscher Meister im Freikampf wurde, nicht nominiert. In zahlreichen Lehrgängen stellte der 25-Jährige auch in diesem Jahr wieder sein Können unter Beweis. Bei der letzten Leistungsüberprüfung in Saarbrücken setzte sich Kowalewski endgültig durch. »Das war die Hölle«, mussten die Karate-Asse vier Tage lang Schwerstarbeit leisten. Für Kowalewski hat es sich gelohnt: Er hatte das WM-Ticket.
Freundin Charleen White macht sich derweil verständlicherweise ein paar Sorgen um die Gesundheit des WM-Teilnehmers. »Sie hat mir neulich mal gesagt, sie hofft, dass ich lebend wieder zurück komme«, lächelt er. Das ist natürlich übertrieben, zumal in den Kämpfen die Gegner nach jedem Treffer zunächst wieder getrennt werden. Ein paar Kratzer wird Kowalewski in den zahlreichen Duellen aber ganz bestimmt abbekommen.
Im Kata (Demonstration von Techniken) rechnet sich der Teilnehmer Chancen auf einen der vorderen Plätze aus. Im Freikampf »will ich drei, vier Runden überstehen«. Und dann möglichst heil wieder zurück nach Hause kommen.

Artikel vom 15.09.2006