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Ein »finaler« Krimi

Hockey-Asse nach 4:3 gegen Australien Weltmeister

Mönchengladbach (dpa). Deutschlands Hockey-Asse bleiben nach einem nervenaufreibenden Krimi die Nummer 1 in der Hockey-Welt und haben dem scheidenden Erfolgscoach Bernhard Peters mit der WM-Titelverteidigung ein Abschieds-Geschenk bereitet.

In einer dramatischen Neuauflage des WM-Finales von 2002 setzte sich die verjüngte Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) gestern in Mönchengladbach nach einer phänomenalen Aufholjagd mit 4:3 (1:2) gegen Olympiasieger Australien durch, verteidigte damit ihren vor vier Jahren in Malaysia erstmals gewonnenen Titel. Um 17.05 Uhr stemmte Kapitän Timo Weß die begehrte WM-Trophäe in die Höhe.
»Das war einfach nur genial, wie meine Jungs dieses Spiel mit ihrem eisernen Willen noch umgebogen haben«, meinte der glückliche Bundestrainer Peters. »Wir haben Geschlossenheit und Mut bewiesen, der Sieg befriedigt mich zutiefst«, sagte Peters, der als erster Coach den WM-Titel verteidigen konnte. Er sei nicht traurig, dass er beim DHB aufhört, sondern »einfach nur glücklich«, betonte Peters, der eine »heftige und ausgiebige Feier« ankündigte. Ex-Nationalspieler Florian Kunz meinte nach der Berg- und Talfahrt: »Wer so ein Spiel dreht, hat es auch verdient, Weltmeister zu sein.«
Vor 12 000 Zuschauern im erneut ausverkauften HockeyPark erzielten Christopher Zeller (18./54.) sowie Moritz Fürste (46.) und Björn Emmerling (49.) die frenetisch bejubelten Tore für die deutsche Mannschaft, die nach dem Abpfiff mit Peters und allen Betreuern einige Ehrenrunden drehte. Für Australien trafen Mark Knowles (19.), Matthew Naylor (26.) und Troy Elder (38.). Platz drei holte Europameister Spanien durch ein 3:2 (2:2, 1:0) nach Pol Amats Golden Goal (71.) im »kleinen Finale« über Südkorea.
Mit sieben Champions von 2002 nahm die deutsche Mannschaft sofort den Kampf mit den athletischen Australiern an. Die Gäste mussten eine Schwächung verkraften, denn ihr Topstar Jamie Dwyer, Welthockey-Spieler 2004, fehlte ausgerechnet im Finale wegen einer Oberschenkelblessur. Die Peters-Truppe verschaffte sich einige Spielvorteile und kam durch Zellers siebtes Turnier-Tor zur umjubelten Führung. Der U 23-Welthockeyspieler des Jahres blieb nach einem Solo vor Keeper Stephen Mowlam ganz cool.
Die Freude währte aber nur kurz. Denn Australien holte im Gegenzug die erste Strafecke heraus, die Knowles einschoss. Timo Wess' Rettungsversuch kam zu spät. Wie gegen Spanien ließen die Gastgeber zu viele Strafecken des stark drängenden Gegners zu. Einmal konnte Torwart Uli Bubolz parieren, dann vollendete Naylor.
Nach Wiederbeginn sorgten die »Aussies« für die vermeintliche Vorentscheidung, als Elder problemlos zum 1:3 abstaubte. Doch die Deutschen kamen zurück und machten mit einer Energieleistung und drei Toren binnen acht Minuten durch Fürstes Stecher, Emmerlings spektakulären Heber per argentinischer Rückhand und Zellers achtes WM-Tor nach einem unwiderstehlichen Solo den Triumph perfekt. Der Pfosten rettete bei Georges Strafecke (66.).

Artikel vom 18.09.2006