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Gemälde aus alten »Scala«-Zeiten

Schweichelner Georg Rolf sucht nach Anhaltspunkten - Unbekannter Künstler

Von Curd Paetzke (Text)
und Jörn Hannemann (Foto)
Herford (HK). Manchmal tauchen ganz unvermutet kleine Schätze aus vergangenen Zeiten auf. Der Schweichelner Georg Rolf (68) hütet seit Jahrzehnten ein Relikt aus Tagen der legendären Herforder »Scala« an der Mindener Straße.

»Als ich im HERFORDER KREISBLATT von den Plänen las, dass es Bestrebungen gibt, in Herford unter Umständen ein Beat- und Rockmuseum zu etablieren, da fiel mir das Bild ein, das sich in meinem Besitz befindet, dem ich aber kaum noch große Beachtung geschenkt habe.«
Es handelt sich um ein kleines Ölgemälde, das seinen Platz einst an den Wänden der »Scala« hatte. Dargestellt ist ein Mann in einem clown-ähnlichen Kostüm, mit einer Art Zipfelmütze auf dem Kopf und mit einer - unverkennbar - roten Nase, über deren Ursprung nur spekuliert werden kann. Georg Rolf: »Das Gemälde könnte sicherlich gut in ein solches Museum passen, doch ich habe keinerlei Informationen darüber, wer es gemalt hat oder wer dort abgebildet ist.«
Der Schweichelner, der Chormusik studiert hat und später als Versicherungskaufmann arbeitete, würde das Werk des unbekannten Künstlers sogar an denjenigen verschenken, »der vielleicht noch eine besondere Beziehung dazu hat«. Rolf selbst hatte das Gemälde kurz vor Schließung der »Scala« in den 70-er Jahren von seinem Bekannten Fritz Howey geschenkt bekommen, dem das Gebäude gehörte. Schon in den 1930-er Jahren gab es in dem Haus an der Mindener Straße ein Tanzlokal: »Litkes Neue Welt«. Das war in Herford ein guter Ort, um andere Menschen kennenzulernen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort sogar Operetten aufgeführt, bis die »Scala« zum Lichtspieltheater umgebaut wurde.
Ab 1965 war die »Scala« dann wieder ein Tanzpalast - und wurde ab 1966 bekanntlich zu einem der wichtigsten Auftrittsorte für die creme de la creme internationaler Beatbands. Das Eröffnungskonzert mit »Lee Curtis and the Allstars«, den »German Bonds« und den »Loadstones« schrieb in Herford (Musik-) Geschichte. Neben der »Hausband«, den »Jaguars«, gaben später u.a. Jimi Hendrix, The Who, The Cream, die Spencer Davis Group mit Steve Winwood und Manfred Mann mit Band ihre Visitenkarte ab. Darüber hinaus spielten hier - quasi mitten in Herford - Toni Sheridan, Dave Dee, »Dozy, Beaky, Mick & Tich«, The Searchers, The Hollies, Drafi Deutscher, Graham Bonney, Casey Jones, Ted Herold, King Size Taylor, Bill Hailey, The Easybeats und viele andere.
Am 30. Oktober 1970 musste der »Jaguar Club« in der »Scala« die Tore schließen. Aber die Geschichte der »Scala ist vielen Herfordern in Erinnerung geblieben - und manchmal tauchen sogar ganz unvermutet Schätze aus jenen vergangenen Zeiten wieder auf . . .

Artikel vom 15.09.2006