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Schlechtes Spiel wird belohnt

Seitz punktet bei seiner Heimpremiere: SC Paderborn schlägt Kickers 2:1

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Torhüter Tom Starke sprach nach dem schmeichelhaften 2:1 (1:1)-Sieg über die Offenbacher Kickers aus, was die meisten Fans des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 dachten: »Wir wissen gar nicht, warum wir das Ding gewonnen haben.«

Die Paderborner Bilanz ist top: sieben Punkte nach vier Spieltagen und in der zweiten Pokal-Hauptrunde, mehr geht fast nicht. Die Statistik nach dem zweiten Heimsieg ist dennoch blamabel: Die Kickers waren länger im Ballbesitz, gewannen mehr Zweikämpfe und machten längst nicht so viele Abspielfehler wie der SCP. »Ich weiß nicht, was los war. Vielleicht hatten die Jungs bei dem neuen Trainer Angst zu gewinnen«, rätselte Roland Seitz nach seiner Heimpremiere über die äußerst mäßige Vorstellung, die Starke in diese deutlichen Worte kleidete: »Das war unser mit Abstand schlechtestes Spiel.«
Bei Starke selbst ging's los, der sich mit zunehmender Spielzeit immer mehr von der Verunsicherung seiner Vorderleute anstecken ließ. Ob die Innenverteidiger Roel Brouwers und Dusko Djurisic oder der sonst so konstant gute Andrew Sinkala im Mittelfeld: Gerade die hoch gelobte Defensive machte es den Gästen leicht, immer wieder ins Spiel zurückzukommen.
Dabei fing alles so gut an: René Müller (14.) machte nach toller Vorarbeit von David Fall das 1:0, beendete damit seine eigene Torflaute (seit 2. Mai ohne Treffer) und erzielte das erste Stürmertor der laufenden Spielzeit. Doch danach schaltete der SCP sofort drei Gänge zurück, spielte leichtsinnig, teilweise sogar arrogant, nahm die Zweikämpfe nicht mehr an und zeigte auch nur noch in Ansätzen, dass Fußball in erster Linie noch immer ein Laufspiel ist.
Die erste »Einladung« zum Ausgleich nahm Suat Türker allerdings noch nicht an. Nach einem Handspiel von Marc Gouiffe à Goufan (22.) im Strafraum beförderte dieser den fälligen Elfmeter bei einem Schritt Anlauf ganz lässig übers Tor. Das zweite Geschenk nutzte Türker besser. Einen katastrophalen Abschlag von Starke (29.) auf Brouwers erlief sich der Stürmer und traf zum 1:1-Ausgleich. »Ich dachte, ich bin nicht mehr in der Bezirks- oder Oberliga. Solche Fehler sind unverzeihlich und haben uns völlig aus der Bahn geworfen«, zürnte später der Coach.
Nach der Pause fast das gleiche Bild: Wieder begann der SCP ordentlich, ging diesmal durch den eingewechselten Timo Röttger (63./Zuspiel Fall) mit 2:1 in Front, stellte danach erneut das Fußballspielen ein und erntete erstmals seit dem Aufstieg Pfiffe im eigenen Stadion. Szenen, die Seitz auch später noch in Rage brachten: »Letztlich zählt nur das Ergebnis, aber es kann nicht sein, dass wir uns nach einer Führung auf der Bank fragen, wann wir den nächsten Gegentreffer bekommen.«
Der Sieger war sauer, der Verlierer schon fast zu bemitleiden. »Unsere Leistung ist gut, nur das Resultat stimmt nicht«, war OFC-Trainer Wolfgang Frank sichtlich geknickt. Der war untröstlich, Seitz kann seit gestern aber sicher sein: Wer so schlecht spielt und am Ende doch noch mit drei Punkten belohnt wird, der hat soviel Qualität, dass er mit einem Abstiegskampf nichts zu tun haben wird.

Artikel vom 18.09.2006