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Fische aus Möhnesee mit Industrie-Gift belastet

Verdacht hat sich erhärtet: Schadstoffe falsch deklariert und zu Bio-Dünger verarbeitet


Borchen (WB/lnw). Fische aus dem Möhnesee sind erheblich mit der gesundheitsschädlichen Industriechemikalie PFT belastet. Wie die Arnsberger Bezirksregierung gestern mitteilte, wurden bei den Tieren bis zu 0,2 Mikrogramm PFT pro Gramm gemessen. Dieser Wert überschreitet den vom Bundesinstitut für Risikobewertung definierten Toleranzwert für den Verzehr von Fischen um das Zehnfache.
Ob der Verzehr selbstgeangelter Fische aus Ruhr und Möhne derzeit tatsächlich gesundheitsschädlich ist, sei nur durch zeitaufwendige Untersuchungen abzuklären, sagte Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) im Düsseldorfer Landtag. Nächste Woche werde sein Haus belastbare Untersuchungen vorlegen. Ihm sei klar, dass die Bürger verunsichert seien und der Tourismus beeinträchtigt werde, sagte der Minister.
Bei den Staatsanwaltschaften in Arnsberg und Paderborn liegen bereits Anzeigen von Stadtwerken, Bürgern und Umweltschützern wegen Gewässerverunreinigung und anderer Delikte vor. Es gebe konkrete Hinweise, dass die Firma »GW Umwelt« aus Borchen (Kreis Paderborn) möglicherweise PFT-belastete Lieferungen aus Belgien erhalten und zu Bio-Dünger weiterverarbeitet habe. Der Dünger war auf mehr als 1000 Felder ausgebracht worden. Der Verdacht habe sich erhärtet, dass die Chemikalie in einem falsch deklarierten Abfallgemisch an das Bodenmischwerk geliefert worden sei, sagte der Minister. »Es deutet vieles darauf hin, dass Schadstoffe mit krimineller Energie verklappt wurden«, betonte der CDU-Landtagsabgeordnete Friedhelm Ortgies aus Rahden (Kreis Minden-Lübbecke).
Die Forderung der SPD nach einem nationalen PFT-Verbot sei naiv. Solche Stoffverbote müssten für die ganze Europäische Union ausgesprochen werden, sagte Uhlenberg. Eine entsprechende Initiative sei bereits im Gange. PFT wird vor allem in der Konsumgüterindustrie verwendet, unter anderem für Möbel, Kleidung, Geschirr, Farben, Verpackungen und Kosmetik.

Artikel vom 14.09.2006