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Flucht-Chancen nicht genutzt

Natascha Kampusch von Anwohnern oft gesehen

Wien (dpa). Natascha Kampusch hat möglicherweise mehrere Gelegenheiten zur Flucht verstreichen lassen. Die heute 18-ährige war achteinhalb Jahre lang von ihrem Entführer in Wien festgehalten worden.
Natascha nach dem Interview auf der Titelseite.

Nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurde die junge Frau von Anwohnern immer wieder im Auto ihres Entführers Wolfgang Priklopil gesehen. Das Hamburger Magazin »Stern« berichtet in seiner neuesten Ausgabe zudem, Kampusch habe zuletzt Anfang 2006 mit Priklopil sogar einen Ausflug in das Skigebiet Simmering-Hirschenkogel, 100 Kilometer südlich von Wien, gemacht. Bei einer Verkehrskontrolle der Polizei habe sie sich nicht zu erkennen gegeben.
Die junge Frau soll von Nachbarn und anderen Bewohnern des Ortes Strasshof immer wieder gesehen worden sein. So habe ihr Entführer mehrfach in einem Grill-Restaurant nahe einem Einkaufszentrum in Strasshof gegessen, während sein Entführungsopfer in seinem Auto habe warten müssen. Priklopil hatte sich Stunden nach der Flucht seines Opfers am 23. August dieses Jahres das Leben genommen.
Natascha Kampusch hatte in einem Fernsehinterview in der vergangenen Woche - wie berichtet - erklärt, ihr Entführer habe ihr immer wieder mit Gewalt gedroht, falls sie versuche, aus der Gefangenschaft zu entkommen. Unter anderem habe er angekündigt, in diesem Fall sich selbst und mögliche Befreier Kampuschs zu töten.
Dietmar Ecker, Medienberater des Entführungsopfers Natascha Kampusch, hat unterdessen eine Verschärfung der Mediengesetze in Europa gefordert. Es könne nicht sein, dass sich ein 18-jähriges Opfer nicht mehr aussuchen dürfe, ob es von den Medien in Ruhe gelassen werde oder nicht.

Artikel vom 14.09.2006