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Die »Quintessence« des Mozartjahrs

Saxophonquintett huldigte dem Salzburger Jubilar in der Oetkerhalle

Von Uta Jostwerner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Lust auf Mozart? Aber bitte! Vorausgesetzt, das Mozartjahr treibt nicht allzu werbebunte Kuschelklassik- und Exzentrikblüten.

Zum Glück denkt das Saxophonquintett »Quintessence« nicht im Traum daran, jene Schiene zu bedienen. Im Gegenteil: Ihr Programm »Moving Mozart« überzeugt durch eine innovative Behandlung des Stoffs sowie spieltechnisch brillante Umsetzung.
Blieb der Kreis der »Freunde der handgeblasenen Musik« im großen Oetkerhallensaal auch überschaubar, so tat das der Spielfreude der Fünf keinen Abbruch. An welchem Ort käme die klangfarbliche Fülle ihres fast schon orchestralen Sounds besser zur Wirkung als in der vielgerühmten Akustik der Oetkerhalle, die nach ihrem Rückbau wieder vollständig im alten Glanz erstrahlt.
Ein würdiger Ort also für die witzigen Arrangements, die Uli Lettermann und Hartmut Salzmann für fünf Saxophone -Êvom Sopran- bis zum Baritonsaxophon -Êeingerichtet haben. Wirklich Neues, Amüsantes und Staunenswertes produziert »Quintessence« immer dann, wenn lediglich Themen oder Motive aus dem Werkekanon aufgegriffen und selbständig weitergesponnen wurden. Die Ouvertüre zur Oper »Die Hochzeit des Figaro« etwa wurde so kurzerhand zum augenzwinkernd-swingenden Ehekrieg, an dessen Ende »Figaros Scheidung« stand. Nicht zuletzt an der verjazzten Fassung seiner kleinen g-Moll-Sinfonie oder der geschickten Kombination des »Alla-turca-Rondos« mit Dave Brubecks »Blue Rondo a la Turk« hätte Mozart wohl selbst seinen Spaß gehabt.
Virtuos verstanden es die Spieler immer wieder, Original und Improvisation miteinander zu verbinden und den Hörer zu überraschen und zum Schmunzeln zu bringen. Aber auch bei Werken, die authentisch wiedergegeben wurden, brillierte das Quintett durch seinen gefühlvollen und homogenen Zusammenklang, durch klangliche Vielfalt sowie transparente Stimmführung.
Verbunden mit der unaufdringlichen, ostwestfälisch-trockenen Moderation von Uli Lettermann erlebte das Publikum in zwei Stunden die Quintessence des Mozartjahres, die sich erfreulich vom Mainstream-Allerlei abhob. Wer das Live-Erlebnis verpasst hat, dem sei die CD »Moving Mozart« wärmstens empfohlen!

Artikel vom 15.09.2006