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Deklassiert und abgerutscht

Handball-Bundesliga: Lemgo kassiert gegen Magdeburg bitteres 27:39

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Der Schock saß tief beim TBV-Trainer nach dem Abpfiff. 27:39 war sein Team in der Lipperlandhalle deklassiert worden. Ein herber Rückschlag nach dem ermutigenden 31:31 in Flensburg.

Volker Mudrow: »Was soll ich groß sagen? Der Sieg war sogar in dieser Höhe verdient. Wir hatten in der Pause gehofft, ähnlich wie in Flensburg noch einmal durchstarten zu können.« Durch die Niederlage rutscht der TBV vom zweiten Rang der Bundesliga-Tabelle auf Rang sechs. »Uns ist die Euphorie noch dem Spiel in Flensburg zum Verhängnis geworden«, bekannte Lemgos Manager Fynn Holpert.
In Halbzeit eins hatten die Gastgeber mit einer relativ offensiven Deckung agiert, Florian Kehrmann sollte vorgeschoben das Magdeburger Spiel stören. Doch allzu oft kam der SCM zum Abschluss, 18 Gegentore drückten bereits aus, dass der TBV nicht so sattelfest an diesem Abend in der Abwehr agierte, und auch Carsten Lichtlein im Kasten erwischte nicht seinen besten Tag. Insbesondere Karol Bielecki (schon in der 15. Minute verlangte er von seinem Trainer Bogdan Wenta eine Auszeit) agierte in den Minuten seines Mitwirkens höchst effektiv, und der SCM ging mit einem verdienten 18:16 in die Kabine.
»Ich bin selbst überrascht, dass alles so gut geklappt hat. Wir sind mit einigem Respekt hierhin gefahren, da wir das Video des TBV in Flensburg gesehen haben«, sagte Neu-SCM-Coach Bogdan Wenta in der Pause, und auch im zweiten Durchgang ließen die Gäste nicht nach. Für den Trainer ein Verdienst seines Kapitäns. Wenta: »Bei uns hat fast alles geklappt, dennoch hat Kretzsche in der zweiten Halbzeit das Team noch einmal aufgerüttelt, weiter Tempo und Risiko zu gehen.«
Beim TBV lief dagegen fast nichts mehr zusammen. Tamas Mocsais Tor zum 25:28 (48.) war der letzte Hoffnungskeim, der SCM zog jedoch schnell auf und davon und beim 26:36 (57.) war das Debakel perfekt. Jogi Bitter, in der ersten Halbzeit stand Silvio Heinevetter im Kasten der Gäste, war gegen den TBV einmal mehr nach seiner Einwechslung voll auf der Höhe, wenn die Lemgoer Angreifer überhaupt gegen den Mittelblock des SCM zum Zuge kamen. Mudrow: »Wir sind allerdings auch immer wieder dann an der Klasse eines Jogi Bitter gescheitert. Aber egal wie gut ein Torwart hält, da muss dann halt auch mal ab und zu ein Ball reingehen. Wie gesagt, der Sieg war in der Höhe sogar verdient, wir hatten das Glücksgefühl in Flensburg, heute haben wir eine Schlappe kassiert.«
Bezeichnend für die Lemgoer Verfassung - insbesondere in der Deckung an diesem Abend - war auch die Tatsache, dass Lemgo nicht eine Zeitstrafe kassierte. Der SCM erhielt zwar auch nur eine - im Unterschied zum TBV stand die Gästedeckung aber eben auch bombensicher.
Auf dem Parkett stark, nach der Partie bescheiden - so zeigten sich die SCM-Akteure. Noch mal Bogdan Wenta: »Ich möchte mich für die Auszeit wenige Sekunden vor Schluss entschuldigen, das war unnötig und ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, dass wir hier eine Übermannschaft sind.« Der starke Nationaltorhüter Johannes Bitter wollte den Erfolg nicht überbewerten. »Wir haben voriges Jahr in Flensburg gewonnen und sind auch nur Vierter geworden. Also: Kirche im Dorf lassen.«

Artikel vom 18.09.2006