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DLV-Trio hat
Urlaubsgeld

Richards läuft grandiose 400 Meter

Athen (dpa). Europas Männer und die russische Frauen-Auswahl haben sich beim 10. Leichtathletik-Weltcup in Athen die Gesamtsiege gesichert. Die Europäer setzten sich gestern mit 140 Punkten vor den USA (136) und Afrika (116) durch.

Bei den Frauen war Russland mit 137 Punkten vor Europa (128) und Amerika (117) erfolgreich.
Am letzten großen Zahltag der Saison hat auch für die deutschen Leichtathleten noch einmal kräftig die Kasse geklingelt.Kugelstoß-Europameister Ralf Bartels bedankte sich nach seinem Zittersieg beim Weltcup in Athen für das »Urlaubsgeld« von 30 000 US-Dollar bei himmlischen Mächten.
»Bei der EM in Göteborg habe ich mit zwei Zentimetern Vorsprung gewonnen, hier mit sieben. Ich glaube, der liebe Gott mag mich«, sagte der Neubrandenburger mit einem verschmitzten Grinsen. Mit 20,67 Meter hatte der »Mann des letzten Versuchs« US-Favorit Reese Hoffa (20,60) gerade noch abgefangen.
Gleich drei Siege feierten die für die Europa-Auswahl startenden Asse des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) am ersten Tag der mit fast drei Millionen US-Dollar dotierten Veranstaltung. Diskuswurf-Weltmeisterin Franka Dietzsch (66,07) sorgte fast zeitgleich mit ihrem Clubkollegen Bartels für einen Neubrandenburger Doppelsieg. Auch Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius (Leverkusen/63,37) beendete ihre Saison mit einem Erfolg. 10 000-Meter-Europameister Jan Fitschen (Wattenscheid) wurde auf der halb so langen Strecke ebenso Vierter wie die Schweriner Stabhochspringerin Martina Strutz.
Die rund 30 000 Zuschauer im Athener Olympiastadion erlebten auch zum Saisonausklang noch Weltklasse-Leichtathletik - allen voran die US-Sprinter. Nur um 19/100 verpasste die Männer-Staffel über 4 x 100 Meter in 37,59 Sekunden den Weltrekord. Vor seinem Auftritt mit der Staffel hatte Tyson Gay (USA) schon die 100 Meter in starken 9,88 Sekunden gewonnen; Weltrekordler Asafa Powell (Jamaika) war im Einzelrennen nicht am Start.
Doch für den Paukenschlag hatte 400-m-Läuferin Sanya Richards mit der besten Zeit über die Stadionrunde seit zehn Jahren gesorgt: In fantastischen 48,70 Sekunden verbesserte sie den 22 Jahre alten US-Rekord von Valerie Brisco-Hooks um 13/100. Noch fehlen Richards 1,1 Sekunden zum Fabel-Weltrekord von Marita Koch, den die Rostockerin vor 21 Jahren beim Weltcup in Canberra aufgestellt hatte.
»Mein Vater hatte mir vorher gesagt, du läufst auf Bahn sieben, du hast niemand vor dir - das kann heute das perfekte Rennen werden«, erklärte die erst 21 Jahre alte US-Meisterin, die in diesem Jahr auf der Stadionrunde ungeschlagen ist. »Ich habe beim Start alles ausgeblendet und mir immer wieder gesagt: Du läufst heute dein bestes Rennen und brichst den Rekord.« Nun hat sie ihn: Die 48,70 sind zudem die siebtbeste Zeit einer Frau über 400 Meter.
Auch finanziell hat sich die beste Saison ihrer Karriere für Richards gelohnt: 250 000 Dollar kassierte sie als Anteil aus dem Jackpot der Golden League, nachdem sie bei allen sechs Meetings erfolgreich war. Dazu kamen je 30 000 Dollar für die Siege beim World Athletics Final in Stuttgart und beim Weltcup in Athen.
Olympiasieger Liu Xiang kassierte über 110 Meter Hürden in 13,03 Sekunden eine überraschende Niederlage gegen Weltmeister Allen Johnson (USA/12,96).

Artikel vom 18.09.2006