14.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neandertaler überlebten viel länger


London/Gibraltar (dpa). Forscher haben in Gibraltar möglicherweise den letzten Zufluchtsort des Neandertalers entdeckt. In der Höhle von Gorham fanden sie Knochen und Werkzeuge. Dies seien die bislang jüngsten bekannten Hinweise auf den Urmenschen, schreibt die Gruppe um Clive Finlayson vom Gibraltar-Museum im Journal »Nature«. Die Neandertaler hätten am südlichen Zipfel der iberischen Halbinsel wahrscheinlich bis vor 28 000 Jahren gelebt - und damit viel länger als bislang angenommen.
Möglicherweise sei der letzte Neandertaler in der Umgebung der Höhle sogar erst vor 24 000 Jahren verschwunden, ergänzen die Forscher vorsichtig. Diese Zahl scheine nach den Funden möglich, sei aber nicht exakt zu belegen.
Sollten die Neandertaler sogar bis vor 24 000 Jahren überlebt haben, werfe das zugleich ein neues Licht auf das so genannte Kind von Lagar Velho, das in Portugal gefunden wurde. Sein Alter wird auf 24 500 Jahre geschätzt. Weil das jugendliche Skelett sowohl Merkmale des modernen Menschen als auch des Neandertalers zeigt, vermuten viele Forscher, dass es sich möglicherweise um eine Kreuzung zwischen beiden handeln könnte. Bislang wurde eine solche Vermischung beider Arten auch deshalb in Zweifel gezogen, weil angenommen wurde, dass der Neandertaler dafür zu früh ausgestorben war.

Artikel vom 14.09.2006