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Illegal Geflügel verkauft

Gammelfleisch-Händler lieferte sechs Tonnen nach Gütersloh

Von Ernst-Wilhelm Pape
Gütersloh(WB). Der einschlägig vorbestrafte und mit einem Berufsverbot belegte Händler Alfons B. (46) aus Lastrup in Niedersachsen hat auch Geflügelfleisch nach Gütersloh geliefert.

Es handelt sich um eine Lieferung von sechs Tonnen Putenfleisch an eine Geflügelbearbeitungsfirma. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Oldenburg ist das Fleisch bereits verzehrt worden. Die Gütersloher Firma produziert für den Gastronomie- und Cateringbereich und beliefert die weiterverarbeitende Fleisch- und Wurst-Industrie mit Rohware. In der Firma werden jede Woche 100 Tonnen Geflügel zerlegt.
Gegen den 30-jährigen Geschäftsführer der Firma ermittelt seit kurzem die Staatsanwaltschaft Bielefeld in anderer Sache. Weitere Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt werden, sagte Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart. Nach Informationen dieser Zeitung wird dem Geschäftsführer vorgeworfen, Sozialversicherungsbeiträge veruntreut zu haben. Mit dem Fall ist auch die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamtes Bielefeld befasst.
Insgesamt hatte der seit Dienstag in Untersuchungshaft sitzende Geflügelfleischhändler und Inhaber des Unternehmens HKB Convenience, Alfons B., in diesem Jahr verbotenerweise 18 Tonnen Putenfleisch unbekannter Herkunft an acht Betriebe in Nordrhein-Westfalen (sechs Tonnen nach Gütersloh und 3,9 Tonnen nach Moers), Brandenburg, Berlin, Sachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern geliefert. Ferner verkaufte der 46-Jährige acht Tonnen Gammelfleisch, das bereits im November 2005 von der Polizei beschlagnahmt worden war. Das Fleisch lagerte, wie berichtet, in einem Hamburger Kühlhaus. Der kriminelle Händler ließ es unter dem Vorwand, das Fleisch werde nicht mehr als Beweismittel benötigt, in ein Kühlhaus nach Brandenburg bringen, wo schon die 18 Tonnen Fleisch unbekannter Herkunft lagerten. Die acht Tonnen Gammelfleisch wurden an Großküchen in Schwerin, Mahlow (Brandenburg), Berlin und Marlow (Mecklenburg-Vorpommern) geliefert. Der Händler soll die Lieferscheine gefälscht haben, um eine EU-Zulassung vorzutäuschen.
Bereits 2005 hatte der Beschuldigte 20 Tonnen verdorbenes Geflügelfleisch an 15 Großhändler in Berlin, Niedersachsen, NRW (Mönchengladbach, Duisburg, Solingen und Hagen), Baden-Württemberg und Bremen verkauft.
Vor seiner Verhaftung lagen gegen den Händler bereits drei Anklagen wegen Betruges und Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz vor. Die Behörden hatten ihm im November 2005 den Fleischhandel verboten und die EU-Zulassung entzogen. Alfons B. war bereits als 27-Jähriger im Jahre 1987 zum ersten Mal verurteilt worden. Obwohl ihm schon damals Fleischhandel untersagt war, verkaufte er 19 Tonnen Fleisch und erhielt eine Bewährungsstrafe von sieben Monaten.
NRW-Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg (CDU) hat Schwächen bei den Lebensmittelkontrollen eingeräumt. »Wir müssen in allen Pukten besser werden«, sagte Uhlenberg gestern im Düsseldorfer Landtag. Die Kontrollen seien bereits verstärkt worden. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 14.09.2006