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Traumberuf Hubschrauberpilot

Michael Stromberg fliegt Oppenweher Bünselmarktgäste über Heimat

Von Dieter Wehbrink
Oppenwehe (WB). Viele Menschen hörten es noch in den Nachbardörfern und wunderten sich: Ein Hubschrauber, der am Samstagmorgen tief über Oppenwehe kreist? Noch dazu eine Maschine in auffällig leuchtendem Rot? War da etwa ein Rettungsflieger zu einem schlimmen Unfall unterwegs?

Wer allerdings das Programm des Oppenweher Bünselmarktes gelesen hatte, war besser informiert. »Hubschrauber-Rundflüge« wurden angeboten. Jeder Besucher konnte für relativ wenig Geld zusteigen und in die Luft gehen. Zwar dauerte der Flug nur etwa sieben Minuten, bot aber ein tolles Erlebnis - zumal das herrliche Wetter eine Sicht von 40 bis 50 Kilometern zuließ. »Aufgrund der kurzen Zeit konnte ich jedesmal nur 300 Meter in die Luft steigen«, erzählt Pilot Michael Stromberg (45). »Doch über Oppenwehe war der Dümmer schon zu sehen.«
Die Fluggäste nahmen keineswegs in einem ausschließlichen »Jahrmarktflieger« Platz. Der hochwertig wirkende Hubschrauber »Bell 2006« - hergestellt in Amerika und 400 PS stark - fliegt nur deshalb Rundflüge bei Volksfesten, um am Wochenende ein Zubrot zu verdienen. Im Alltag warten ganz andere Aufgaben auf das Fluggerät. Der Besitzer der Maschine, die Firma »Agrarflug Helilift« aus dem westfälischen Ahlen, ist bekannt für ihre fliegerischen Spezialaufträge. So geht Michael Stromberg unter anderem für den Gasversorger Wintershall im nahen Barnstorf in die Luft. »Ein Experte steigt dort hinzu, dann fliegen wir in drei Tagen 1500 Kilometer Erdgas-Hochdruckleitungen ab, um sie auf Schäden zu kontrollieren«, erzählt der Ahlener. »Da die Leitung querfeldein liegt, kann sie nicht mit dem Auto abgefahren werden.« Weil »Agrarflug Helilift« häufiger im heimischen Raum zu tun hat, kam über Diepholzer Fliegerkreise auch der Kontakt zu Rüdiger Vogt, Vorstandsmitglied des Gewerbevereins Oppenwehe-Oppendorf, zustande. Vogt konnte die Ahlener Firma für den Oppenweher Bünselmarkt gewinnen.
Auch als »Flugtaxi« ist Stromberg mit seiner Maschine unterwegs. Manchmal sind sogar Prominente an Board. »So flog ich mal die Gruppe BAP«, erinnert sich der 45-Jährige. Auch für Filmaufnahmen wird das Unternehmen geordert, wenn Hubschrauberszenen vorgesehen sind. Die Ahlener Maschinen waren in Gene Hackmanns und Brad Pitts »Im Fadenkreuz« oder auch im Film »Spy Game« zu sehen.
»Kennen Sie übrigens den alten Werbespot von Persil«, pflegt Michael Stromberg manchmal seine Fluggäste zu fragen. »Der Hubschrauber, der über dem Brandenburger Tor eine riesige Wäscheleine zog - den habe ich in diesem Spot gesteuert.«
Auch Auslandseinsätze fliegt der Ahlener: »Sieben Wochen war ich im Frühjahr in Islamabad in Pakistan. Dort flog ich amerikanische Beobachter in das Erdbebengebiet.«

Artikel vom 15.09.2006