16.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Unternehmen müssen
Erwerbstätige hegen

Bis 2025 nimmt Arbeitskräftereservoir deutlich ab

Von Edgar Fels
und Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Angesichts guter konjunktureller Zahlen geht der Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwestfalen, Thomas Niehoff, davon aus, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Ostwestfalen bis zum Jahresende erstmals seit fünf Jahren wieder steigen wird.
Gute Zahlen zu seiner letzten Pressekonferenz: IHK-Präsident Herbert Sommer. Foto: Büscher

Niehoff nannte es am Freitag erfreulich, dass das Umsatzwachstum von 7,1 Prozent nicht mehr nur vom Ausland getragen werde. Auch die ostwestfälischen Inlandsumsätze seien um 5,9 Prozent auf 14,3 Milliarden Euro gestiegen. Damit schneidet die Region besser als der Bund (+4,0 Prozent) und das Land NRW (-2,2 Prozent) ab. Gleichwohl habe die Exportquote in Ostwestfalen mit 32,2 Prozent (Vorjahr 31,5) einen neuen Rekordwert erreicht.
Am positivsten lief die Entwicklung in den Kreisen Minden-Lübbecke (Umsatz: +14 Prozent, Beschäftigung: +0,6 Prozent), Paderborn (+9,4/+2,2) und Gütersloh (9,6/0,7). Es folgen die Kreise Höxter (6,5/0,0) und Herford (1,9/-2,1) sowie Bielefeld (-3,1/-7,8).
Allerdings ist die Konjunktur langfristig gesehen durch einen möglichen Fachkräftemangel bedroht. Wie das Landesamt für Statistik errechnete, schrumpft die Zahl der Personen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren bis zum Jahr 2025 im Regierungsbezirk Detmold um 4,4 Prozent auf 960 900. Stärker ist der Schwund in den Regierungsbezirken Arnsberg (-15 Prozent), Düsseldorf (-9,1) und Münster (-9).
Innerhalb von OWL geht das Arbeitskräftepotenzial in den Kreisen Höxter (-16,6 Prozent), Minden-Lübbecke (-10,4), Lippe (-9,2) und Herford (-7,5) am stärksten zurück. Dagegen werden die Kreise Paderborn (+3,3) und Gütersloh (+1,2) sowie die Stadt Bielefeld (+0,9) einen leichten Zuwachs verzeichnen.
»Arbeitnehmer werden in Zukunft noch wichtiger - vorausgesetzt, sie sind hoch qualifiziert«, bewertete Thomas Niehoff die Zahlen. Der Staat müsse endlich damit aufhören, Altersteilzeit und Frühverrentung mit Steuermitteln zu fördern, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Ältere Mitarbeiter würden immer wichtiger, weil sie nicht länger durch jüngere zu ersetzen seien. Flexible, hochqualifizierte Männer und Frauen stellten die Gewinner des demografischen Wandels dar. Weil Arbeitskräfte knapp würden, müssten sich Unternehmen verstärkt international ausrichten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Kreisen mit schlechten Prognosen wie Höxter riet Niehoff zu Strukturreformen: »Der Kreis Höxter ist der landschaftlich schönste, aber wegen des geringen Industriebesatzes der wirtschaftlich schwächste Kreis im IHK-Bezirk.« Deshalb sollte man dort noch mehr auf Kultur und Tourismus setzen.

Artikel vom 16.09.2006