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Mähdreschen allein reicht nicht

Bauer Gerhard Goldbecker setzt mit seinem Lohnunternehmen auf Vielfalt

Von Bernhard Hertlein
Steinhagen (WB). Nur zehn Hektar eigenes Land: Das schien dem Steinhagener Gerhard Goldbecker trotz der Möglichkeit, Gelände hinzuzupachten, 1966 zu wenig. Also gründete er als junger Mann eines der ersten landwirtschaftlichen Lohnunternehmen in NRW.

Schon damals, vor 40 Jahren, sah sich eine zunehmende Zahl von Bauern vor die Alternative gestellt, zu wachsen oder zu weichen. Die Mechanisierung der Landwirtschaft machte große Fortschritte. Die Maschinen wurden immer besser - und immer teurer. Maschinenringe, wie es sie in Süddeutschland gibt, haben in NRW keine Tradition. Selbst Kooperativen von zwei oder drei Bauern, die sich einzelne Maschinen teilen, haben es schwierig. »Jede zweite wurde schon nach drei oder vier Jahren wieder aufgelöst«, berichtet Goldbecker.
Anfangs bildeten ein Mähdrescher, ein Traktor und ein Kartoffelroder den Grundstock für das Lohnunternehmen Goldbecker. Inzwischen umfasst der Maschinenpark schon drei Mähdrescher, einen Güllegrubber, eine Pflanzenschutz-Spritze, drei Ballenpressen, drei Wickelmaschinen, einen Radlader und einen Mais-Häcksler. »Die Vielfalt macht's«, sagt der Chef. Und die Spezialisierung. Allein mit dem Mähdreschen, mit dem alles anfing, könne man heute kein Geld mehr verdienen.
Die Kunden des Unternehmens wohnen im Umkreis von etwa 20 Kilometer um die Gemeinde Steinhagen im Kreis Gütersloh. Landesweit gibt es etwa 500 ähnliche Betriebe, von denen 350 dem Verband der deutschen Lohnunternehmen angeschlossen sind. Goldbecker amtiert hier -Êneben seinem politischen Engagement in der CDU und als stellvertretender Bürgermeister von Steinhagen -Êauch als geschäftsführendes Mitglied im Vorstand. 2005 hatte das lange Ringen der Branche um die Anerkennung als Ausbildungsberuf Erfolg. In diesem Jahr hat auch Goldbecker erstmals einen Auszubildenden für den neuen Beruf Fachkraft Agrarservice eingestellt. Bundesweit beschäftigen die 3000 Lohnunternehmen etwa 30 000 Mitarbeiter und so kurz nach dem Start bereits 130 Auszubildende.
Trotz der größeren Konkurrenz sieht Goldbecker auch für die Zukunft Chancen: »Je größer die Betriebe, desto mehr Arbeit müssen sie auslagern.« Anfang 2006 gab er die Leitung des Betriebs an Jörg-Hendrik, den zweiältesten von vier Söhnen, ab. Im Betrieb arbeiten zudem dessen jüngerer Bruder Thorsten, der Lehrling und weitere zwei Mitarbeiter.
Der Betrieb bietet heute ein breites Spektrum von Dienstleisgungen an. Es reicht vom Grubben und der Direktaussaat über Pflanzenschutz bis zum Einbringen und Einwickeln der Ernte. Dabei setzt Goldbecker gezielt auf rechteckige Ballen und auf die augenschonenden grünen -Êstatt weißen -ÊFolien.
Zum Lohnunternehmen kommt weiterhin die Landwirtschaft. Auf heute 70 Hektar -Êzehn eigene, der Rest gepachtet -Êbaut der Familienbetrieb Gerste, Roggen, Triticale und Mais an.
www.Goldbecker-Landtechnik.de

Artikel vom 18.09.2006