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Sinnespfad entlang des Obersees

Projekt der Drogenberatung hat Qualifizierung und Integration zum Ziel

Schildesche (sas). »Erfahrungswerte« ist der Titel des Projektes. Erfahrungen sammeln dabei die, die es umsetzen und später die, die es nutzen. Denn »es« ist ein Sagen- und Sinnespfad, den zwölf drogensubstituierte Männer und Frauen am Obersee anlegen. Konzipiert und angeleitet wird das Vorhaben von der Drogenberatung e.V. Bielefeld.

Ende Juni 2007 soll der Sinnespfad vollständig sein; zwei Stationen sind bereits fertig gestellt, aber noch nicht installiert, eine Schautafel oberhalb des »Seekrugs« informiert aber bereits über das Vorhaben. Sie wurde gestern von Oberbürgermeister Eberhard David, Schirmherr des Vorhabens, enthüllt.
Vorrangiges Ziel des Projektes, so Melanie Plößer von der Drogenberatung, sei die Integration der Teilnehmer - durch die Bank Bezieher von ALG II - in den Arbeitsmarkt. Zudem sollen die Langzeitarbeitslosen qualifiziert werden: Unter Anleitung bauen sie die Stationen des Sinnespfades, verrichten Holzarbeiten oder Garten- und Landschaftsbau. »Parallel dazu wird ein Wanderführer erstellt, in dem Sagen und Mythen, historische oder kulturelle Ereignisse rund um Bielefeld zusammengestellt werden«, erklärt Plößer. Geschult werden hier bürokaufmännische und gestalterische Fähigkeiten, es gibt den Europäischen Computerführerschein. Mit im Boot sind daher die Personalentwicklungsgesellschaft REGE, und Arbeitplus, Gelder kommen auch aus dem europäischen Sozialfonds.
Quasi ein »Abfallprodukt« dieser Qualifizierung und Integration, aber eben ein schönes, ist der Sinnespfad, der sich an Groß und Klein richtet und neue Körpererfahrungen vermitteln soll. Da wird balanciert, werden mit dem Kopf in einem Stein (!) Schwingungen erlebt oder ein Holzxyolophon aus Robinienstämmen - mit der Motorsäge gestimmt - zum Klingen gebracht.
»Weil das Projekt für uns Perspektive hat, wollen wir es auch nach der Fertigstellung fortsetzen - durch die Pflege des Sinnespfades«, betont Michael Wiese, Geschäftsführer der Drogenberatung. Denn »vergammeln« sollen die einzelnen Stationen nicht. Für Wiese bedeutet das Projekt, dass die Teilnehmer nicht nur Therapie und Qualifizierung erfahren, sondern den Stellenwert von Arbeit, den Sinn des Lebens durch Arbeit erleben. »Und ich war wirklich angerührt, was das für sie bedeutet.«
Einer von denen, die mitwirken, ist Mohammed El Habib Ouali. Der Algerier hat ein Studium abgebrochen, eine Drogenkarriere hinter sich und ist seit drei Jahren »clean«. »Für mich bedeutet das Projekt, mein Leben neu zu strukturieren.« Zurückdrehen könne er die Zeit nicht. Aber die Chance auf einen Neubeginn will der 36-Jährige nutzen.

Artikel vom 14.09.2006