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Physiker erläutern
Schülern den Kosmos

Uni-Herbstakademie mit 400 Teilnehmern


Bielefeld (sas). Physik kommt an. Jedenfalls, wenn sie so nahegebracht wird, wie in der Universität: 400 Schüler kamen gestern zur diesjährigen Herbstakademie, 200 weiteren hatten die Veranstalter absagen müssen. Dabei versprach das Thema durchaus schwere Kost: »Verstehen wir unseren Kosmos?«
Organisator war erneut Dr. Jan Schmalhorst, ab Oktober Studiendekan der Fakultät. Er kennt zahlreiche der Vorurteile, denen seine Zunft begegnet. »Wenn ich meinen Beruf nenne, ist eine übliche Reaktion: Oh Gott. Alternativ höre ich: Das habe ich sofort abgewählt.« Den Vogel aber schoss die eigene, zehnjährige Tochter ab, der er erklärte, dass der Mond um die Erde und die Erde um die Sonne kreist: »Papa, hast Du in der Schule eigentlich auch Freunde gehabt?« unterbrach sie ihn - und die Schüler quittierten die Anekdote mit Gelächter.
Nach der Lockerungsübung führte dann Dr. habil York Schröder die Oberstufenschüler von Gymnasien und Gesamtschulen der Region in Raum und Zeit und die Kosmologie ein. In welchen Dimensionen sich die Physik da bewegt, verdeutlichte er an Beispielen. So ist die Oberfläche des 10 000 Lichtjahre entfernten Neutronensterns 3C58 eine Million Grad heiß, und ein Teelöffel seiner Materie wiegt eine Milliarde Tonnen. Zum »Aufwärmen« erinnerte Schröder die Schüler an die Spezielle Relativitätstheorie Einsteins, die das Verständnis von Zeit und Raum revolutionierte, bevor es dann richtig zur Sache ging. Die Physik, erläuterte er, formuliere die Modelle der Natur, ihre Sprache sei die der Mathematik.
Nach einem Vortrag über Einsteins Eselei, Führungen durch die Labore folgte dann am Nachmittag im Mikrokosmos des Hörsaals ein Experimentalvortrag von Prof. Dr. Markus Sauer. Physikalische Phänomene - einige »getürkt«, andere echt - wurden demonstriert.
Die Schüler wussten den Tag zu schätzen. Zum dritten Mal war Dieter Böke mit einer elften Jahrgangsstufe der Mindener Kurt-Tucholsky-Gesamtschule angereist. »Die Jugendlichen sind immer begeistert. Nicht nur, weil es raus geht aus der Schule, sondern weil sie die Atmosphäre in der Uni schätzen und ihnen hier etwas geboten wird, das wir im Schulalltag gar nicht leisten können.«

Artikel vom 14.09.2006