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Bibliothek-Grundsanierung
kostet 3,4 Millionen Euro

Investor hat aufgegeben - DPWV-Haus ist vermietet

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Investor, der an Stelle der Stadtbibliothek und der Nachbargebäude inklusive der »Löwen«-Apotheke ein Ärzte- und Geschäftshaus errichten wollte, hat das Handtuch geworfen. Das DPWV-Haus an der Stapenhorststraße, das im Austausch passgenau für die Bibliothek umgebaut werden sollte, ist inzwischen an mehrere Büro-Mieter vergeben, soll im April 2007 bezugsfertig sein. Fazit: Die Zentralbibliothek bleibt, wo sie ist, soll allerdings saniert werden.

Nur, um bauliche Mängel zu beseitigen und die heute gültigen Brandschutzbestimmungen zu erfüllen, müssten nach einer Kostenannahme des städtischen Immobilienservicebetriebes (ISB) 3,4 Millionen Euro in die ehemalige Kreissparkasse, Baujahr 1959/61, gesteckt werden. Monika Melchior (ISB) gestern im Kulturausschuss: »Damit erhielte man nur den Status Quo, es gäbe keine spürbaren Verbesserungen für die Nutzer.« In den 3,4 Millionen Euro enthalten seien nur »sicherheitsrelevante und absolut notwendige Maßnahmen - reiner Erhalt.« Dazu gehörten eine Fassadenerneuerung mit Aluminium und Naturstein, neue Fenster, eine Dachsanierung, bei der das große ovale »Oberlicht« über der Halle den Brandschutzanforderungen zum Opfer fallen würde, die Erneuerung der kompletten Technik »vom Keller bis zum Dachboden, von Heizung bis Sanitär, von Elektro bis Lüftung«. Bei Fußböden, Wänden und Decken würde, so Monika Melchior, bleiben, »was intakt ist«.
Kulturdezernent Rainer Ludwig betonte, nunmehr sollten die Kosten exakt ermittelt, ein Finanzierungsvorschlag erarbeitet und ein Konzept erstellt werden: »Eine Entscheidung sollte 2007 fallen.«
Kulturausschuss-Mitglied Hiltrud Böcker-Lönnendonker definierte als Ziel eine »kleine, aber gut funktionierende Bibliothek«. Deshalb müsse erst einmal eine Bedarfsplanung erarbeitet werden, bevor man an eine Fassadenerneuerung denken könne: »Die Bibliothek muss von innen nach außen entwickelt werden, um das Optimum heraus zu holen.«
Bibliotheksleiter Harald Pilzer stellte aus fachlicher Sicht drei Mindestanforderungen an die »neue« Bibliothek: Es solle eine »tresenlose Bibliothek« werden, bei der die Nutzer ihre Ausleihen selbst verbuchen (Technikkosten: 250 000 Euro), ein Café bzw. eine Lounge seien wichtig, weil eine Bibliothek ein »sozialer Kommunikationsort« sei und alle Publikumsangebote müssten im Hallentrakt konzentriert werden, während alle anderen Funktionen (Verwaltung, Magazin etc.) in die Gebäudeflügel umziehen müssten. Seine Alternative: Abriss und Neubau.

Artikel vom 14.09.2006