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Am Stepptanz hängt sein Herzblut

Thomas Löper alias Tasso ist auf Kleinkunstbühnen und Straßenfesten zu Hause

Von Matthias Kleemann
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Kennen Sie Tasso? Das ist der große, schmale, etwas schlaksig wirkende Jongleur, der beim Straßenfest, zum Karneval in der Schule oder zur Eröffnung des Autohauses um die Ecke auftritt. Tasso wohnt in Schloß Holte-Stukenbrock und heißt mit bürgerlichem Namen Thomas Löper.

Als Tasso verzaubert er die Menschen mit seinen Kunststücken, für Kinder schlüpft er zusätzlich in das Kostüm eines Clowns, mit roter Nase, Hosenträgern und verschiedenfarbigen Stümpfen. Doch auch als Thomas Löper lässt die Kleinkunst ihn nicht los: Er steppt, und eigentlich ist das die interessantere Seite seines beruflichen Schaffens, zumindest jene, der er selbst den höheren künstlerischen Anspruch abfordert.
»Da hängt mein Herzblut dran«, gesteht er und gerät schnell in einen Exkurs über die Geschichte des Stepptanzes, der etwas Ur-Amerikanisches ist und - wie soll es anders sein - von den Afro-Amerikanern stammt. Zu seinem Leidwesen denkt man hierzulande beim Stichwort Stepptanz eher an vergangene Zeiten als an gegenwärtige, Catarina Valente und Silvio Francesco, Fred Astaire und Ginger Rogers oder Gene Kelly mit der wohl berühmtesten Steppnummer des Tonfilms: »Singin' In The Rain«.
Dass auch Sammy Davis jun. ein begnadeter Stepper war, wissen die wenigsten. Steppen sei eigentlich ein Teil der musikalischen Darbietung, wie ein Rhythmus-Instrument. So nimmt es nicht Wunder, dass es verschiedene Stilrichtungen des Stepptanzes gibt, die sich am Musikstil orientieren, also beispielsweise Jazz. Am liebsten steppt Thomas Löper zu Live-Musik. Er hat auch einen Partner, Dieter Nowak, mit dem er zusammen das Projekt »Tap'n Drum« anbietet: Löper steppt, Nowak spielt Schlaginstrumente, Trommeln oder das Marimbaphon. Jazzkneipen und Kleinkunstbühnen sind Löpers liebste Auftrittsorte für diese Darbietungen.
»Es ist etwas anders als das Showsteppen«, sagt Löper. Und es ist etwas völlig anderes als Tanzdarbietungen à la »Lord Of The Dance«. Letzteres nennt sich nämlich »Irish Clogdance«. Weil Löper auch Kurse im Steppen gibt, hat er es manchmal mit Menschen zu tun, die letzteres lernen möchten. »Die muss ich dann enttäuschen.« Zu seiner Freude gibt es aber auch echte Stepp-Freunde. Ein harter Kern von sieben Personen (sechs Frauen und ein Mann) steppt beispielsweise im dritten Semester im Rahmen eines VHS-Kurses, den Löper gibt. Hier und dort wird er auch zu Workshops eingeladen. »Was fehlt, ist ein großer Stepptanzfilm«, sagt er. Der würde den Stepptanz vielleicht als Modewelle auslösen.
Anfang der 90er-Jahre entdeckt Löper seine Leidenschaft fürs Steppen. Er nimmt Unterricht bei einem Stepptanzlehrer in Paderborn, knüpft Kontakte zu anderen Stepptänzern und findet einen weiteren Lehrer in Nürnberg, bevor er 1993 die Amerikanerin Debra Bray kennen lernt. »Von ihr habe ich das meiste gelernt«, erzählt Löper. Lange Zeit wollte er als steppender Jongleur in die Geschichte eingehen. Allerdings wäre er nicht der einzige gewesen, außerdem: »Wenn man sich weiter entwickeln will, muss man es trennen. Wenn man dagegen steppend jongliert, kommt man über ein bestimmtes Niveau nicht hinaus.« Seit zehn Jahren hat Löper seinen Paderborner Lehrer beerbt und gibt in der Tanzschule Barbara Bräutigam selbst Stepptanz-Unterricht. Weitere Projekte schweben ihm vor, zum Beispiel eine Senioren-Gruppe. »Warum nicht? Man kann auch im Sitzen steppen.«
Angefangen hat Löpers Kleinkunstkarriere aber trotzdem mit dem Jonglieren. »Ich habe jemanden gesehen, der das konnte und fand es toll.« Das war in Paderborn, wo er nach einer kaufmännischen Lehre in den 80er-Jahren ein Studium zum Diplom-Volkswirt aufgenommen hatte, das er übrigens auch erfolgreich abgeschlossen hat.
Löper schließt sich einer Gruppe von Kommilitonen an, die das Jonglieren als Hobby betreiben. Im Sommer übt man im Park, da entstehen schnell Kontakte und erste, kleine Engagements. Aus der Gruppe bildet sich ein Artisten-Team, die »Wegwerf-Gesellschaft«. Von 1987 bis 1991 bildet Löper mit Felix Goldkuhle als Partner das »Duo Paletti«. Sie inszenieren ein Jonglier-Theater mit einer durchgehenden, witzigen Handlung. Seit 1991 tritt Löper solo als Jongleur Tasso auf. Er hat einen eigenen Stil entwickelt: Wenn er jongliert, erzählt er Geschichten, die seine Darbietungen witzig umrahmen.
Thomas Löper alias Tasso kommt auf 60 bis 70 Auftritte pro Jahr, früher waren es mal 100. »Die Nachfrage hat etwas nachgelassen«, bedauert er. Bundesweit ist er herumgekommen, daneben auch in den Niederlanden, Polen, Ungarn und Dänemark aufgetreten, einmal sogar in Frankreich. Er geht gern in Kindergärten und Schulen, in richtigen Varietés war er selten. »Das ist noch mal eine andere Liga.« Seit 1994 hat er die Varieté-Nächte in Paderborn inszeniert, die Leitung hat er abgegeben, aber er tritt dort noch auf.

Artikel vom 15.09.2006