13.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Baby-Hotel« war der Ursprung des Vereins

Heilpädagogische Kinderhilfe kauft zum 25-jährigen Jubiläum Haus von der Stadt Bielefeld


Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Schon lange bevor der Verein »Heilpädagogische Kinderhilfe und Mehrmediale Therapie« das Laufen lernte, waren die Schwestern aktiv: Weil sie Kindern helfen und ihnen den richtigen (Lebens-)Weg aufzeigen wollten, machten Berta Margarete Huldt, Brunhild Huldt und Elfriede Huldt im Jahr 1971 ihr Wohnhaus am Senner Hellweg in Sennestadt kurzerhand zu einem »Baby-Hotel« und sorgten damit bundesweit für Schlagzeilen.
»So etwas gab es damals einfach nicht«, erinnert sich Bertha Margarete Huldt an die erste sozialpädagogische Einrichtung und daran, »welche Vielzahl von Auflagen wir erfüllen mussten«. Beispielsweise habe dem damaligen Jugendamt der Teppichboden in einem der Betreuungszimmer nicht gefallen. Und da die Einrichtung nicht auf öffentliche Zuschüsse bauen konnte, wurde das »Baby-Hotel« gewerblich genutzt. »Das war auf Dauer aber kein Zustand, wir wollten auch an andere Gelder heran, also haben wir einen Verein gegründet«, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Vera Reinhardt, Karl Kersten, Ursula Kersten und Karin Czekulla. Das ist jetzt 25 Jahre her, die »Heilpädagogische Kinderhilfe und Mehrmediale Therapie« ist längst den Kinderschuhen entwachsen und zählt heute zu den anerkannten Einrichtungen.
Jüngstes »Kind« des Vereins ist die neue Einrichtung an der Windelsbleicher Straße 137. Erst Anfang des Jahres hat der Verein das Haus mit dazugehörigem 4000 Quadratmeter großem Grundstück erworben. Zwar ist er dort schon seit 1997 ansässig, doch herausgeputzt und von Grund auf renoviert wurde die vielfach genutzte Einrichtung erst jetzt: zum 25-jährigen Bestehen des Vereins. Und das Ergebnis soll »Offiziellen« - unter anderem dem Oberbürgermeister, dem Jugend-, Sozial- und Gesundheitsamt - am Freitag, 15. September, von 10 Uhr an vorgestellt werden. Einen »Tag der offenen Tür« gibt es dann am Samstag, 16. September, von 14 bis 17 Uhr.
Viele »Meilensteine« kennzeichnen den Weg des Vereins »Heilpädagogische Kinderhilfe und Mehrmediale Therapie«. Standen beim »Baby-Hotel« noch 18 Plätze für Vorschulkinder je nach Bedarf ganztags oder tagsüber zur Verfügung, wurde das Haus in Sennestadt aus familiären Gründen erweitert, und es gab nur noch neun Plätze, dafür aber eine intensivere heilpädagogische Betreuung von Kindern in Krisensituationen. Besondere Angebote waren Fahrten mit einem Kleinbus, zum Wohnwagen am Stemmer See, Reiten auf eigenen Shetland-Ponys und gezielte Einzelförderung.
Und schließlich kam das Angebot der interdisziplinären Frühförderung für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren hinzu. Diese wurde in der Wohngruppe und in Räumen des DPWV-Hauses in Bielefeld betrieben. »Meist aber mobil in den Familien«, sagt Berta Margarete Huldt, deren Bestreben es ist, möglichst frühzeitig die Familien mit einzubeziehen. 1997 wurde auch die Physiotherapie-Praxis (Leitung Edgar Angermann) geschaffen, 1998 folgte die Ergotherapie-Praxis (Kathi Koch) und 2004 dann die Logopädie-Praxis (Gertraudis Aul).
Berta Margarete Huldt will sich aus der praktischen Arbeit zurückziehen, dem Verein aber treu bleiben. Nachfolger wird Diplom-Psychologe Dr. Stefan Balke. Größter Wunsch der 71-Jährigen: die Umgestaltung des Gartens. »Leider fehlt uns dafür das Geld.«

Artikel vom 13.09.2006