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Euro-Scheine gentechnisch verändert

Proteine sollen in der Landwirtschaft eine zusätzliche Rapsernte bringen


Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Europäer haben die Gen-Technik buchstäblich in der Hand. Jeden Tag, wenn sie bezahlen. In den Euro-Scheinen befindet sich gentechnisch veränderte Baumwolle. Die gentechnisch modifizierten Organismen, die so genannten »GMO's«, befinden sich weltweit auf dem Vormarsch. Für die Wirtschaft stellen sie Chancen auf mehr Profit dar.
»In Kanada wird in großem Umfang transgener Raps angebaut«, sagte die Wissenschaftlerin Dorothee Staiger von der Universität Bielefeld dieser Zeitung. Dort lehrt sie molekulare Zellphysiologie. Nicht nur in Kanada werde an Rapssorten geforscht, die schneller blühen und eine weitere Ernte ermöglichen. Außerdem strebe die Industrie eine andere Zusammensetzung der Fettsäuren an. Weil die ungesättigten Fettsäuren als gesundheitsfördernd gelten, soll ihr Anteil nach Möglichkeit gesteigert werden.
Als weiteres Einsatzfeld der »GMO's« nannte Staiger die Baumwollfelder im Süden der USA. Dort seien die Farmer dankbar für Baumwollsorten, die gegen Schädlinge resistent sind. In Ländern der Dritten Welt zeigt sich der Trend zum Anbau transgener Pflanzensorten schon länger. Dabei wird ein Fremd-Gen mit molekulartechnischen Methoden einer Pflanze einverleibt, um Proteine zu erzeugen, die mehr Ertrag bringen oder die Abwehrkraft gegen Krankheiten erhöhen. Zeigt sich Saatgut daraufhin gegen Schädlinge resistent, muss weniger Chemie gespritzt werden. Das schont die Böden und den Geldbeutel. Letzteres ist vor allem für die meist armen Bauern in Afrika oder Asien ein Gewinn.
Dagegen sehen die Verbraucher in Europa gentechnisch veränderte Lebensmittel mehrheitlich als Gefahr an. So wie jetzt beim Reis LL601 reagiert der Handel darauf, indem er aus Angst vor Protesten die Produkte aus dem Regal nimmt.

Artikel vom 13.09.2006