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Paragon lässt schlechte Luft nicht in das Auto

Technologie reif für Mittelklasse -ÊProduktion in Suhl

Von Bernhard Hertlein
Suhl/Delbrück (WB). Die in Delbrück bei Paderborn entwickelten Luftgütesensoren von Paragon sind reif für die Kompaktklasse. Von 2007 an werden sie auch in Neufahrzeugen von Peugeot und Citroën sowie im VW Golf dafür sorgen, dass die Klimaanlagen keine Schadstoffe ins Auto pusten.

Bisher war diese Technik den Fahrzeugen der Oberklasse vorbehalten. »Damit bestätigt sich, dass die Wachstumspotenziale in diesem Bereich auch in Deutschland und Europa noch lange nicht ausgeschöpft sind«, freute sich der Gründer und Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Frers (53) über die Vertragsunterzeichnungen.
Hergestellt werden die Sensoren in der südthüringischen Kleinstadt Suhl, dem Hauptproduktionsstandort von Paragon. Dabei übernehmen zwei Pasten die Funktion von Katalysatoren, indem sie bei einer bestimmten Menge von Kohlenmonoxid oder Stickoxiden Strom passieren lassen. Einer von vielen Bestandteilen der Paste ist Platin. Das aufwendige Herstellungsverfahren kann nach Angaben der Leiterin der Sensorelemente-Fabrik, Dr. Editha Kathe, bis zu drei Monate in Anspruch nehmen. Inzwischen haben sich die Delbrücker einen solchen Wissensvorsprung erarbeitet, dass der Bosch-Konzern seine Luftgütesensoren-Produktion aufgegeben und auf Drängen von DaimlerChrysler an Paragon verkauft hat.
Derzeit entwickelt Paragon noch eine dritte sensitive Schicht, die auch Gülle und -Êwichtig für den US-Markt -Êden Geruch der »Skunks« (Stinktiere) identifizieren kann. Damit wäre Paragon (altenglisch: Vorbild, Muster) endgültig der Experte für reine Luft im Auto. So schnell, wie die Elektronik die Luftklappen zur Klimaanlage schließt, kann dies kein Autofahrer per Hand erledigen. Thomas Günther, Betriebsleiter in Suhl, sieht deshalb trotz des Weltmarktanteils von 85 Prozent gute Chancen, dieses kleine Produkt künftig in noch größeren Stückzahlen zu fertigen: »Warum soll der Luftgütesensor nur den Autos der Luxusklasse vorbehalten sein?« Die Geräte der nächsten Generation sollen die Luft im Autoinnenraum auch aktiv verbessern können.
Der Weg nach Suhl führte für Paragon vor 15 Jahren über den Erwerb eines ehemaligen Robotron-Werks im nahe gelegenen Zella-Mehlis. In Suhl fand Frers im neuen Gewerbegebiet »Auf dem Friedberg« -Êanders als in Delbrück - genug Gelände für den Auf- und Ausbau der Produktion. So kommt es, dass am Stammsitz in Ostwestfalen jetzt nur noch Verwaltung und Entwicklung zu Hause sind. 265 der 550 Beschäftigten der an der Börse notierten Firmengruppe arbeiten nun in Suhl - Tendenz steigend. Schon am 27. Oktober wird der sechste Bauabschnitt in Betrieb genommen. Damit erhöht sich die dortige Produktionsfläche auf insgesamt 12 300 Quadratmeter.
Außer Luftgütesensoren entwickelt und produziert Paragon beispielsweise Freisprechanlagen, Anzeigeninstrumente und Bediensysteme bis hin zur drahtlosen Schaltung und ähnlichen Produkten für die Automobilherstellung sowie Elektronikbauteile für Gebäudetechnik und Industrie. 2006 peilt Paragon einen Umsatz von 110 bis 115 Millionen Euro an.
Drei Viertel entfallen auf den Autosektor. Tochterfirmen befinden sich in USA und Japan sowie eine Vertriebsfiliale in Frankreich. Frers hält nach wie vor 52 Prozent der Paragon-Aktien.

Artikel vom 13.09.2006