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Gehirnforscher soll Mordfall klären

Mann zersägt - Kommt angeklagte Witwe in Kernspintomographen?

Marina P. bestreitet den Mord an ihrem Ehemann.
Von Christian Althoff
Detmold (WB). Im Mordprozess um den zerstückelten Kaufmann Herbert Böhm (47) aus Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) überlegt Strafverteidiger Detlev Stoffels, das Gehirn der angeklagten Witwe Marina P. (40) untersuchen lassen: »Um zu beweisen, dass meine Mandantin die Wahrheit sagt«, erklärte der Anwalt gestern.
Nach einer mehr als dreiwöchigen Pause wird der Prozess heute vor dem Detmolder Schwurgericht fortgesetzt. Marina P. ist angeklagt, ihren Mann im Januar mit einem Fleischklopfer erschlagen, seine Leiche zersägt und die Teile im Wald versteckt zu haben. Die Russin bestreitet die Tat.
Hinweise auf die Glaubwürdigkeit seiner Mandantin erhofft sich der Anwalt von dem Bielefelder Neuropsychologen und Gedächtnisforscher Prof. Dr. Hans-Joachim Markowitsch. Er hat eine Methode entwickelt, um Lügner wesentlich zuverlässiger überführen zu können als bisher. »Erzählt ein Mensch Dinge, die er tatsächlich erlebt hat, sind Bereiche in der vorderen rechten Hirnregion aktiv«, erklärt der Wissenschaftler. Bei ausgedachten Dingen arbeiteten Regionen im hinteren und mittleren Teil des Gehirns. »Und das kann durch Kernspintomographie sichtbar gemacht werden«, erläutert Markowitsch seine etwa 2000 Euro teure Methode. Der Bielefelder Forscher ist bereits in mehreren Prozessen aufgetreten.
»Auch wenn ein solches Gutachten niemals prozessentscheidend sein kann - es zeigt doch eine Tendenz«, sagte Rechtsanwalt Stoffels. Ob sich Marina P. einem solchen Test unterziehen will, hat sie allerdings noch nicht entschieden. Zuvor soll geklärt werden, ob das Detmolder Gericht überhaupt einer Gehirnuntersuchung zustimmt. Sollten die Richter die Kernspin-Untersuchung ablehnen, könnte noch heute das Urteil gegen Marina P. gesprochen werden.

Artikel vom 13.09.2006