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Diana und das Babygrab

Zweites Buch des Dieners Paul Burrell empört Briten

Von Thomas Burmeister
London (dpa). »Prinzessin des Volkes« wurde sie genannt und »Königin der Herzen«. Zu den Beinamen, mit denen Lady Di nach ihrem Tod überhäuft wurde, ist noch dieser gekommen: »The Boss«. So nennt sie Paul Burrell, einst Dianas Butler, in seinem zweiten Memoirenbuch.

Der heute 46-Jährige betont, er sei ihr »treu ergeben und loyal« gewesen. Das sehen viele Briten ganz anders. Auf »widerliche« und »zynische« Weise schlachte der einstige Butler nach seinem 2003 erschienen ersten Diana-Memoirenbuch nun erneut das Vermächtnis der Prinzessin aus, warfen ihm Anrufer bei einer TV-Talkshow vor. Für Entsetzten sorgte weniger das neue Buch mit dem an eine Hollywood-Romanze angelehnten Titel »The Way We Were«, als die Art, es zu vermarkten.
Im US-Fernsehen hatte der Ex-Diener den Vorwurf erhoben, die königliche Familie, einschließlich der Söhne Dianas, die Prinzen Harry und William, würden die Erinnerung an die am 31. August 1997 nach einem Autounfall in Paris gestorbene Prinzessin nicht pflegen. Nur er, der Diener-Freund, halte ihre Fahne hoch.
Dass Burrell auf solche Art Geld mache, sei »niederträchtig«, schimpfte die mit Hofangelegenheiten vertraute Chefredakteurin des Magazins »Majesty«, Ingrid Seward. »Natürlich denken die Söhne oft an ihre Mutter, aber sie zeigen ihre Gefühle nicht dauernd öffentlich.«
Tatsächlich erfährt der Leser von Burrell nicht viel Neues über Diana. Dafür mutet so manches abenteuerlich an. So will Burrell einst im Garten des Kensington-Palastes auf Weisung von Diana ein Babygrab ausgehoben haben. Falls jemand frage, sollte er sagen, ein Haustier sei verendet, berichtete der Diener.
In das Grab sei dann das tot geborene Kind einer Freundin der Prinzessin gelegt worden, für deren Leid Diana großes Mitgefühl empfunden habe. »Das einzige Problem«, soll sie damals gesagt haben, »könnte sein, dass Leute das Baby eines Tages finden und dann sagen, es sei meins gewesen.«
Angeblich sollte der Diener heimlich eine Hochzeit vorbereiten. Nicht mit Dodi Al-Fayed, der später mit Diana in einem Paris Autotunnel ums Leben kam. Der Auserwählte sei der aus Pakistan stammende Londoner Herzchirurg Hasnat Khan gewesen, über dessen Beziehung zu Diana der Butler bereits früher berichtet hatte. Dem Herzspezialisten sei Diana verfallen gewesen, erzählte Burrell bei einer seiner Talkshows, für die er sich fürstlich bezahlen lässt.
Übermorgen kommt der Film »The Queen« in die britischen Kinos, der mit Helen Mirren als Elizabeth II. die Palastkrise in den Tagen nach Dianas Tod behandelt. Kurz vor Weihnachten soll der von Verschwörungstheorien begleitete Diana-Untersuchungsbericht von Scotland Yard vorgelegt werden.

Artikel vom 13.09.2006