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Es zieht die Bayern
auf den Spitzenplatz

Trainer Magath muss die richtigen Stürmer auswählen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger (Text) und Wolfgang Wotke (Fotos)
Marienfeld (WB). Alles ist wie immer. Die Bayern kommen als Favorit in die SchücoArena, die Arminen sind nur Außenseiter. Die ewig gleiche Ausgangsposition bietet aber auch jedes Mal aufs Neue den besonderen Reiz: Werden die »kleinen« Bielefelder über sich hinauswachsen?

Mag für die Gastgeber immer das »Spiel des Jahres« angepfiffen werden, so bleiben die Bayern bei ihrer gewohnten Routine. Gestern kamen sie um 17.40 Uhr auf dem Flughafen Paderborn/Lippstadt an und trafen bereits um 18.27 Uhr im Hotel Klosterpforte ein. Das Haus in Marienfeld (Kreis Gütersloh) dient seit vielen Jahren als Stammquartier. Wegen einer Hochzeitsgesellschaft konnten die Bayern allerdings nicht das neue Sporthotel beziehen. Statt dessen bezogen sie die Abtei.
400 Fans sahen einen höchst konzentriert wirkenden Oliver Kahn, der sofort im Inneren des Hauses verschwand. Auch Jungstar Lukas Podolski ließ sich von den lautstarken »Poldi, Poldi«-Rufen nicht aufhalten. Autogramme gab es dagegen von Bastian Schweinsteiger (»Schweini, Schweini«), der sich viel Zeit für die Jugendlichen nahm.
Spiele wie diese, sie haben für die Münchner fast Pokal-Charakter. Und kürzlich hat Trainer Felix Magath erklärt, dass es so selbstverständlich auch wieder nicht ist, zum Beispiel beim FC St. Pauli zu bestehen. Seine Mannschaft mühte sich zu einem 2:1 nach Verlängerung. Aber sie sind trotz aller Probleme in solchen Partien auch in der Lage, Hochglanz-Fußball zu zeigen. Diese schöne Seite boten sie ihren Fans in der zweiten Halbzeit der Champions League-Begegnung gegen Spartak Moskau, als sie den Russen vier Treffer einschenkten.
Dies hat den Herren aus der Chefetage so gut gefallen, dass der Boss anschließend folgenden Einfall verbreitete: »Jetzt wollen wir auch in der Liga an die Spitze«, sagte der Vorstands-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Nun, so weit ist der Weg bis dahin natürlich nicht. Schon jetzt fehlt dem Rekordmeister nur ein Treffer.
Wer die Tore erzielen soll, dürfen sich die Bayern aussuchen. Trainer Felix Magath kann beim Aufstellen seines Angriffs aus Roy Makaay, Lukas Podolski und Claudio Pizarro wählen, auch Roque Santa Cruz wäre in vorderster Front verwendungsfähig. Magath schätzt die Qual der Wahl, wer hätte nicht auch gern so eine Luxus-Schwierigkeit? Zuletzt hatte der Niederländer Makaay nicht so gute Karten, er »genoss« den bunten Torreigen gegen Moskau komplett von der Bank aus.
Seine Spielanteile übernahm zunehmend Podolski. Und auf einmal meldet auch der wankelmütige Peruaner Pizarro wieder Ansprüche an. Im Grunde kann sich Magath ganz entspannt zurücklehnen: Gleichzeitig wird sein Sturm-Quartett wohl nicht in die Flaute geraten. Er muss nur die richtigen aufs Feld schicken.
Mit ihm oder auch ohne, mit zwei Stürmern oder drei - das Ziel des Titelverteidigers heißt Sieg. Magath unterstrich dies vor der Übungsstunde am Freitag: »Wir wollen in Bielefeld nicht nur einen Punkt holen, sondern drei.«
Nicht immer gelang dies. Den 3:1-Triumph der Hausherren im Januar 2005 hat der Bayern-Trainer nicht vergessen. Überhaupt könnte ein bisschen St. Pauli-Luft durch Ostwestfalen wehen. Manchmal »brennt« sie in Bielefeld genauso.

Artikel vom 16.09.2006