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Persönlicher Rückblick auf die Firmenhistorie

Hans Reinert schreibt Buch »Erinnerungen«

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Hans Reinert mag es wie seinem Vater Ewald und seinem Onkel Hermann gegangen sein: Als diese 1931 mit viel Pioniergeist ihre Firma gründeten, war längst nicht absehbar, dass sich diese 75 Jahre später als erfolgreiche und international tätige Unternehmensgruppe präsentieren würde. Als Hans Reinert 2003 hunderte seiner Notizbücher und Kladden, die er seit 1949 geführt hatte, durchblätterte, war ihm längst nicht klar, dass daraus ein umfassendes und sehr persönliches Buch über das Unternehmen und dessen Mitarbeiter werden würde.

»Eigentlich wollte ich für die Familie nur einige Notizen zusammentragen«, sagt der 69-Jährige, der 40 Jahre lang die Verantwortung für das ständig wachsende Loxtener Unternehmen getragen hat und heute Beiratsmitglied ist. Das 75-jährige Bestehen der Privatfleischerei Reinert - ein guter Zeitpunkt, auf die Ereignisse und Entwicklungen eines Dreivierteljahrhunderts zurückzublicken.
Doch aus den ursprünglich geplanten Notizen entstand ein ganzes Projekt: »Als ich einmal angefangen hatte, habe ich gemerkt, dass es doch ein wenig mehr wird als ich eigentlich gedacht habe«, gesteht Hans Reinert lachend. Ein wenig mehr - was Hans Reinert so bescheiden bezeichnet, ist das umfangreiche und reich bebilderte Buch »Erinnerungen«, das er seiner Familie, den jetzigen und ehemaligen Mitarbeitern schenken wird. Im Buchhandel wird es nicht erhältlich sein.
»Es lag mir einfach am Herzen, die Ereignisse zusammenzutragen - ich habe so viele Dinge selber erlebt«, sagt Hans Reinert mit Nachdruck, während er die vergilbten Seiten eines schwarz gebundenen Büchleins durch die Finger gleiten lässt - der älteste Kalender, den er aufbewahrt hat, aus dem Jahre 1949. Der erste von unzähligen Kalendern, Kladden, Heften und Notizbüchern, die Hans Reinert während seiner Zeit als Geschäftsführer gute Dienste leisteten. Und darüber hinaus: Denn er hat sie alle aufbewahrt. Jetzt, beim Schreiben des Buches, waren sie ihm eine wertvolle Erinnerungsstütze. Stapelweise hätten sie bei der Entstehung des Buches in seinem Büro gelegen, berichtet der 69-Jährige.
Natürlich sind es nicht nur die Notizen gewesen, mit deren Hilfe das Buch entstanden ist, sondern vor allem die persönlichen Erinnerungen. »Was ich in den Büchern nicht gefunden habe, hatte ich im Kopf. Eigentlich kenne ich nur die erste Zeit von 1931 bis 1944 nicht.« Vor Augen habe er etwa noch die Zeit, die er als Siebenjähriger erlebt habe. Doch sein Onkel Gustav und seine Tante, mit denen er Gespräche über die Ereignisse und Entwicklungen der ersten Jahre führte, waren ihm eine wertvolle Hilfe. »Nach der Währungsreform 1949 fing es für mich im Betrieb dann richtig an.« Hans Reinert half in der Firma seines Vaters, in die er als junger Fleischergeselle nach seiner Lehrzeit 1959 zurückkehrte - und für die er 1960 als 23-Jähriger die Verantwortung übernahm, als Ewald Reinert bei einem Unfall starb.
In dieser Zeit begann Hans Reinert, die vielen Notizbücher zu füllen, die inzwischen wieder ordentlich in Kartons verpackt aufbewahrt werden. »Denn auch als ich die Verantwortung übernommen hatte, habe ich noch im Betrieb am Tisch gearbeitet - ich war im Grunde gleichzeitig Betriebsleiter.« Die Notizbücher seien für ihn eine Möglichkeit gewesen, seine vielseitigen Aufgaben zu organisieren, sagt er - und zieht eine Kladde aus dem Jahre 1969 aus dem Stapel, in der sich säuberlich aufgelistet auch Rezepturen, Preise und Kalkulationen auf vergilbten Blättern wiederfinden.
In seinen »Erinnerungen« ermöglicht Hans Reinert seinen Lesern eine sehr persönliche Reise durch alle Jahrzehnte des Unternehmens, gespickt mit vielen Bildern, häufig mit dem Blick auf das Weltgeschehen, das natürlich auch deutliche Auswirkungen auf die Loxtener Privatfleischerei hatte und auch heute noch hat.
Die »Stunde Null« nach dem Krieg, die Währungsreform, die ständige Expansion, die Erfolgsgeschichte der »Reinert Sommerwurst« und die vielen weiteren richtungsweisenden Innovationen, der Einstieg in den SB-Bereich und natürlich die aktuelle »Ära Hans-Ewald Reinert«: Hans Reinert lässt die großen und kleinen Ereignisse, die richtungsweisenden Entscheidungen, die Produktionsbedingungen Revue passieren. Er blickt bei all dem nicht nur auf Zahlen und Fakten, sondern gibt einen tiefen Einblick in die Produktion zu früheren Zeiten, verknüpft sie mit interessanten Details. Und er räumt denjenigen breiten Raum ein, ohne die der Erfolg in all den Jahren nicht möglich gewesen wäre - den Mitarbeitern: Viele verdiente und langjährige Mitarbeiter finden herzliche Erwähnung.
Das Jubiläum ist für die Familie Reinert Anlass, auch vorauszublicken - darum darf in dem Buch auch ein Ausblick Hans-Ewald Reinerts auf die Zukunft nicht fehlen darf. »Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich natürlich nicht«, sagt Hans Reinert. »Ich bin sehr froh, dass es fertig ist.« Doch ein zweites Buch zu füllen, ohne sich zu wiederholen, wäre ohne weiteres möglich gewesen.

Artikel vom 16.09.2006