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Neuer Schwung im Swing Tom Gäbel in Bielefeld auf den Spuren Frank Sinatras Bielefeld. Im Swing »made in Germany« ist Schwung drin. Davon kann nicht nur die rüstige aus Paul Kuhn, Max Greger und Hugo Strasser bestehende Swinglegenden-Troika manch' ein zum Mitschnippen animierendes Lied singen. Denn inzwischen hangelt sich sportiv eine neue Gattung von Swingsängern die gute alte, bei Stefan Raab zu neuen Ehren gekommene Showtreppe hinunter.
Nicht schwankend wie Harald Juhnke, wenn er sich mal wieder nicht zwischen barfuß oder Lackschuh entscheiden konnte, sondern jugendlich beschwingt. Und während Roger Cicero mit ironischem Unterton über zwischen Macho- und Warmduschertum angesiedelte »Männersachen« singt, knüpft Tom Gäbel bisweilen recht unverhüllt eher an den großen Melancholiker an: Frank Sinatra.
Denn mit seinem tiefen, aber warmen Timbre kann der 31-Jährige - wenn er es denn drauf anlegt - tatsächlich klingen wie »Ol' Blue Eyes« kurz vorm ersten Schlummertrunk.
Doch insgesamt geht es Gäbel darum, sich selbst als eigenständigen Künstler dem Publikum vorzustellen: Darum sind sowohl sein Debütalbum wie auch die aktuelle Tour ganz unbescheiden »Introducing: Myself« (Edel Records) benannt. »Gestatten, ich bin's«. Unter diesem Banner werden sich Gäbel und Band auch am Mittwoch, 15. November, 20.30 Uhr, im Bielefelder Ringlokschuppen dem Publikum präsentieren.
Der gebürtige Gelsenkirchener kann nicht nur singen, wie ein gut abgehangener Rat-Packer mit Dauer-Las-Vegas-Abo, sondern ist auch ein Multi-Instrumentalist der allervielfältigsten Art. Papa: passionierter Pianist, Mama: Klarinetten- und Sax-Frau. Sohnemann: als Steppke zunächst Glockenspiel und Blockflöte, dann Violine und Schlagzeug, später Posaune und Klavier.
Nach dem Abi verlässt Gäbel seine Heimat gen Niederlande, um dort Posaune und Schlagzeug zu studieren. Doch zwischendurch entdeckt der Jazzfan seine Liebe zum Gesang, die im Oktober 2004 sogar offizielle Anerkennung durch einen »cum laude«-Abschluss am Conservatorium von Amsterdam erfährt. Parallel dazu feilt er an seinen Entertainment-Künsten bei der holländischen Big Band »The Young Sinatras«.
Doch hinter dem konservativen Fliege-zum-Smoking-Outfit verbirgt sich trotz jungenhaften Gesichtszügen bereits ein Mann mit erstaunlich großer Bühnenerfahrung. Er trommelte für »Die Zwillinge & die Blechgang«, bereiste mit dem Landesjugendjazzorchester NRW China, mit dem Bundesjazzorchester war er ebenfalls unterwegs, und bei »Goresaw« verquickte er Rock mit Humor.
Letzteren braucht er auch derzeit, denn selbst Frankie Boy und seine Spießgesellen, Dean Martin und Sammy Davis, der ewige Junior, waren für ihre deftige Pausenüberbrückungskünste mindestens ebenso berüchtigt wie für ihre gut geölten Stimmen. Klaus Gosmann

Artikel vom 20.10.2006