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New York verneigt sich tief

Nahezu zeitgleiche Zeremonien auch in Washington und Shanksville

Von Tabassum Zakaria
New York (Reuters). Menschen lagen sich in den Armen, viele weinten, andere hielten Blumen in den Händen. Die Millionenmetropole New York verneigte sich gestern am Ground Zero in Manhattan.
Rudolf Giuliani, New Yorks Ex-Bürgermeister, in der Stunde der Not.

Mehr als 2700 Menschen waren hier bei den Anschlägen vom 11. September 2001 ums Leben gekommen. »Fünf Jahre sind vergangen, und wir stehen wieder beieinander«, begrüßte Bürgermeister Michael Bloomberg gemeinsam mit Vorgänger Rudolf Giuliani die Trauergemeinde. Präsident George W. Bush hatte bereits am Sonntagabend mit düsterer Miene einen Kranz am früheren Standort des World Trade Centers niedergelegt und Entschlossenheit im Kampf gegen den Extremismus der Al-Kaida demonstriert.
Gestern gedachten der in einen schwarzen Anzug gekleidete Bush und seine Frau Laura um 08.46 Uhr Ortszeit der Toten. Um diese Uhrzeit war vor fünf Jahren das erste von zwei entführten Verkehrsflugzeugen in den Nordturm des WTC gesteuert worden. 17 Minuten später raste die zweite Maschine in den Südturm des New Yorker Wahrzeichens. Beide Wolkenkratzer stürzten wenig später ein, 2749 Menschen starben.
Die Namen der Getöteten verlasen Hinterbliebene der Opfer in einer schlichten Zeremonie, die nur vom gelegentlichen Läuten einer Glocke untermalt wurde. Verwandte hielten Bilder ihrer Liebsten hoch, die in den Zwillingstürmen verbrannt oder von den Trümmern erschlagen worden waren. Einige waren seinerzeit in ihrer Verzweiflung aus mehreren hundert Metern in den Tod gesprungen.
Blau uniformierte Polizisten präsentierten ein zerrissenes Sternenbanner. Feuerwehrmänner wischten sich im Andenken an ihre im Einsatz am 9/11 getöteten 343 Kollegen Tränen aus den Augen.
Nahezu zeitgleich gedachten Soldaten und zivile Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums bei Washington der 184 Menschen, die ums Leben gekommen waren, als die dritte entführte Maschine ins riesige Pentagon gesteuert wurde. Auch dort und in Shanksville im Bundesstaat Pennsylvania wollte Bush Kränze niederlegen. Die Passagiere der auf ein Feld in Shanksville gestürzten Maschine hatten sich gegen die Entführer zur Wehr gesetzt, die den Jet wahrscheinlich in ein weiteres Ziel in Washington steuern wollten.
Ganz Oberkommandierender der Streitkräfte zeigte sich Bush am Sonntagabend vor einer New Yorker Feuerwache entschlossen, gegen die Al-Kaida vorzugehen, die pünktlich zum Jahrestag neue Gewalttaten androhte. »Draußen steht weiter ein Feind, der uns denselben Schaden wieder zufügen will«, rief er seine Landsleute zur Wachsamkeit auf. Der 11. September 2006 sei daher auch ein Tag, die Entschiedenheit im Kampf gegen den Terrorismus zu erneuern.

Artikel vom 12.09.2006