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Zwei mit einer reifen Virtuosität

Auftakt beim Jungen Konzertpodium

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Mit zwei ausgewiesen gereiften Künstlern ist das Junge Konzertpodium, eine von den Theater- und Konzertfreunden veranstaltete Auftrittsreihe für junge Nachwuchsmusiker, in die Saison gestartet.

Das weit gefächerte Programm von Mozart bis Schönberg vereinte, dass es sich bei sämtlichen dargebotenen Stücken ausnahmslos um Spätwerke handelte. Darauf machte Bielefelds ehemaliger Generalmusikdirektor Rainer Koch in seiner Einführung aufmerksam. Koch zeichnet in Nachfolge von Professor Ernst Mayer-Schierning seit dieser Konzertsaison für die künstlerische Betreuung und Auswahl verantwortlich.
Als Nachwuchs gehen die 26-jährige Katja Lämmermann (Violine) und der 29-jährige Freddy Kempf (Klavier) freilich nicht mehr durch. Wettbewerbserfolge, Referenzen und nicht zuletzt ihr ausgereiftes, virtuoses Spiel lassen auf eine weit fortgeschrittene künstlerische Reife sowie große Musikalität schließen. Einzig die Balance in Mozarts A-Dur-Sonate KV 526 könnte in Nuancen zugunsten der Violine noch verbessert werden. Ansonsten spielte das Duo die rhythmisch-metrischen Raffinessen mit heiterer Spielfreude und Leichtigkeit aus und tauchte im Andante mit empfindsamer Klangrede tief ein in die seelischen Tiefen der Partitur. Doch auch das wütenden Aufbegehren gelang im intensiven Dialog von Violine und Klavier.
Die spieltechnische Raffinesse, mit der Katja Lämmermann die fünfte Sonate des von Eugéne Ysaye komponierten Sonaten-Zyklus für Solovioline meisterte, sorgte ebenso für Bewunderung wie ihr energisch-leidenschaftliches Spiel, mit dem sie in klanglich unvermutete Dimensionen vordrang.
Für Furore sorgte das Duo auch mit einem nur selten gespielten Werk Arnold Schönbergs: Über die spieltechnischen Schwierigkeiten und den verstörend spröden Charakter der Fantasie für Violine und Klavierbegleitung op. 47 setzten sich Lämmermann und Kempf in kongenialem Einklang mit sprechender Klangmagie hinweg.
Entspannteres, keineswegs aber spannungsarmes Hören gewährleistete die sonatenartig geformte Fantasie in C-Dur D 934 von Franz Schubert. Hier schufen die Interpreten mittels differenzierter Klanggestaltung, mittels technisch-virtuoser Brillanz und musikalischer Gestaltungsfähigkeit den nötigen Imaginationsraum für Schuberts Seelenlandschaften.
Das ganz und gar hingerissene Publikum erklatschte sich noch eine Zugabe: »Chanson de matin« von Edward Elgar.

Artikel vom 13.09.2006