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Monatelang verprügelt

Elfjähriger Schüler erhält 4000 Euro Schmerzengeld

Oldenburg (WB/dpa). Das Oberlandesgericht Oldenburg hat einem von Mitschülern misshandelten Elfjährigen 4000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.

Im Kreis Cloppenburg hatten zwei Jungen und zwei Mädchen im Alter zwischen 11 und 13 Jahren ihr Opfer zwei Monate lang in den Pausen an den Rand des Schulhofs gedrängt, um von den aufsichtsführenden Lehrern nicht gesehen zu werden, teilte das Gericht gestern mit. Sie hielten das Kind fest, traten und schlugen auf den Jungen ein. Dabei vermieden sie Schläge ins Gesicht, um keine Spuren zu hinterlassen.
Erst als die Eltern die nachlassenden Schulleistungen ihres Sohnes bemerkten und ihn zur Rede stellten, berichtete er ihnen von den Misshandlungen. Der Junge erlitt Blutergüsse und Schürfwunden an Armen und Beinen und muss wegen Depressionen und Ängsten in psychiatrische Behandlung.
Die Beklagten waren zum Tatzeitpunkt noch nicht strafmündig. Das Gericht stellte jedoch fest, dass die Kinder für die Verletzungen zivilrechtlich verantwortlich sind. Neben den 4000 Euro Schmerzensgeld sind die Täter zum Ersatz möglicher künftiger Schäden verpflichtet. Dagegen hatten in erster Instanz drei der Beklagten Berufung eingelegt. Dies wurde vom Oberlandesgericht Oldenburg zurückgewiesen. Nicht nur aktive Schläger hafteten für die Verletzungen, sondern auch Schüler, die den Haupttäter psychisch unterstützt hätten, hieß es.
Nach einer Untersuchung des Bundesverbandes der Unfallkassen (BUK) hat die physische Gewalt an Schulen in den letzten zehn Jahren bundesweit abgenommen. So sei die Zahl der »Raufunfäle« je 1000 Schüler an Hauptschulen von 48,6 im Jahr 1993 auf 32,8 im Jahr 2003 gesunken. Untersucht wurden alle Unfälle an Gymnasien, Grund-, Haupt-, Sonder- und Realschulen, die Folge aggressiven Verhaltens von Schülern waren.
Auch das nordrhein-westfälische Schulministerin erklärte gestern, die Zahl der Prügeleien gehe zurück. Auffällig sei aber, dass zunehmend auch Mädchen Gewalt gegen Mitschüler verübten.
Unterdessen veröffentlichte die französische Zeitschrift »Le Point« eine Hitliste der »Brutalo-Schulen«. Den traurigen ersten Platz belegte eine Schule in Nimes mit 285 gemeldeten Gewaltakten im vergangenen Schuljahr. Insgesamt registrierte das französische Bildungsministerium im ganzen Land 82 007 schwere Vorfälle an 7924 weiterführenden Schulen.

Artikel vom 12.09.2006