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»Das Haus ist klein, aber sehr fein«

Mehr als 100 Jahre behandeln und betreuen Ärzte und Pflegepersonal Patienten

Von Elke Bösch
Rahden (WB). Ein stolzes Jubiläum feierte 2001 das Rahdener Krankenhaus. Seit 100 Jahren behandelten Ärzte hier Kranke, versorgten Schwestern Patienten. An diesem Geburtstag widmeten sich die Festreden nicht nur den üblichen Inhalten, sondern die Laudatoren aus Politik und Verwaltung nahmen den Festakt zum Anlass, sich zu diesem Krankenhaus und seiner Zukunft zu bekennen.

Der Geschäftsführer des Zweckverbandes der Kliniken im Mühlenkreis, Gerald Oestreich, kleidete sein Bekenntnis zum Standort Rahden in Reime: »Auch Rahden hat ein Hospital, nicht riesengroß - doch erste Wahl. Einst Pflegehaus im Alten Amt nun Kleinod hier im Zweckverband. Und nicht umsonst heißt«s allgemein: Das Haus ist klein, aber sehr fein.« Und kämpferisch schloss Oestreich seinen Beitrag: »100 Jahre Rahden - jetzt erst recht.« Auch Landrat Wilhelm Krömer und Rahdens Bürgermeister Bernd Hachmann ließen keinen Zweifel daran, dass sie fest zu dieser Einrichtung stehen und sich für ihren Fortbestand einsetzen werden.
Der Grund für dieses Engagement liegt darin begründet, dass Häuser von der Größe wie das in Rahden Strukturprobleme haben. Weil eine Mindestvorhaltung von Personal aufgrund der arbeitsrechtlichen Vorschriften notwendig ist, rutschen solche Einrichtungen trotz sehr guter Auslastungszahlen in die roten Zahlen. Die Absichtserklärungen der Krankenkassen, die die Rahdener Einrichtung Mitte der 90-er Jahre mit auf eine Liste von schließungsbedrohten Häusern setzten, habe einerseits zur Verunsicherung geführt, andererseits aber auch den Willen in der Bevölkerung in Rahden und Umgebung noch gestärkt, sich für den Erhalt des Standortes mit allen Kräften einzusetzen. Der damals gegründete Freundeskreis zähle 1000 Mitglieder«, berichtete Oestreich.
»Diese enge Verbundenheit liegt auch an der langen Tradition, die das Krankenhaus Rahden hat«, meint Wolfgang Hesse, Mitglied im Verwaltungsrat des Klinikverbundes, und blickt auf die Geschichte. »Die ersten Pläne für den Bau eines »Pflege- und Siechenheimes gehen auf das Jahr 1883 zurück.
Damals eröffnete ein Rechtsanwalt einen Fond und zahlte 1000 Mark ein. 1891 waren die Mittel auf 4350 Mark angewachsen. Sogar ein Knecht von Gut Bock stiftete zwei Drittel seines Nachlasses für den Bau eines Krankenhauses. 1894 wird ein Grundstück erworben. Doch erst 1899 erfolgt der entscheidende Schritt, als die Diakonissenanstalt Sarepta und das Komitee zur Errichtung eines Pflegehauses einen Vertrag schließen. Für 20 000 Mark soll das Haus durch das Baubüro der Anstalt Bethel errichtet werden. 1901 kann Einweihung gefeiert werden.
1950 standen nach Umbaumaßnahmen 65 Krankenbetten zur Verfügung. 1953 erfolgten - auch als Folge der wachsenden Flüchtlingssiedlung Espelkamp - erneut Erweiterungsmaßnahmen. Danach verfügte das Haus über 158 Betten. Am 1. April 1956 übernahm der Altkreis Lübbecke Eigentum und Trägerschaft. 1984 schlug Oberkreisdirektor Dr. Rolf Momburg die Generalsanierung vor. Die Politik gab grünes Licht und das Krankenhaus wurde für 21,9 Millionen Mark, einschließlich der 1,1 Millionen für den Bau der Rettungswache, modernisiert.

Artikel vom 15.09.2006