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Trainer wollen ihre Position stärken

In Berlin gibt es wieder Komplimente für WM-Gastgeber Deutschland

Berlin (dpa). Joachim Löw und 51 weitere Nationaltrainer wollen bis morgen in Berlin technische Fragen und Trends des Spitzenfußballs erörtern und dabei ihre Position gegenüber dem Weltverband FIFA stärken.
»Es geht um viele Details: Verlängerung von Fristen, Aktivitäten in der Trainerzone oder Zeiten für das Abschlusstraining. Wir waren nicht immer alle einverstanden«, erklärte Löw mit speziellem Hinweis auf den Streit vor der WM-Endrunde in Deutschland, als die FIFA einen Antrag der Nationaltrainer auf spätere Meldefrist der WM-Kader abgelehnt hatte. Über 200 Fußball-Experten aus aller Welt, darunter rund 100 Trainer, diskutieren auf einem Kongress in Berlin Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus der jüngsten Weltmeisterschaft.
Löw will das Fußball-Symposium, auf dem unter anderen die Weltmeister-Trainer Marcello Lippi (Italien) und Carlos Alberto Parreira (Brasilien) sowie Argentiniens Ex-Coach José Pekerman Vorträge halten werden, auch zur Suche nach neuen Länderspiel-Gegnern für die deutsche Nationalelf nutzen. Für den 7. Februar 2007 ist bei Rumänien bereits angefragt, für den 28. März nächsten Jahres möchte der Bundestrainer einen »Knaller« als Kontrahenten, um vier Tage nach dem EM-Qualifikationsspiel in Tschechien seine Spieler und die Fans besonders zu motivieren.
Zudem hat Löw in der Hauptstadt die Chance, vom ebenfalls beim Kongress anwesenden DFB-Sportdirektor Matthias Sammer Eckpunkte über dessen Arbeitskonzept zu erfragen. Diese Eckpunkte hatte Sammer vor einigen Tagen bereits Manager Oliver Bierhoff, DFB-Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Horst R. Schmidt vorgestellt.
Zu Beginn stand für den Bundestrainer zunächst der »technische Bericht« der FIFA über die WM 2006 in Deutschland auf dem Programm, bevor es zum Gala-Dinner ins Opernpalais ging. Erstmals organisieren FIFA und die Europäische Fußball-Union (UEFA) unter dem Motto »2006 und darüber hinaus« einen solchen Kongress gemeinsam.
FIFA-Präsident Joseph Blatter erneuerte zu Beginn des dreitägigen Treffens, bei dem auch die deutschen Nationaltrainer Otto Rehhagel (Griechenland) und Klaus Toppmöller (Georgien) neben Größen wie Dunga (Brasilien) oder Roberto Donadoni (Italien) auf der Teilnehmerliste stehen, sein »großes Kompliment« für WM-Gastgeber Deutschland. Rund 30 Milliarden TV-Zuschauer weltweit und die vielen »positiven Emotionen« hätten den Erfolg der Weltmeisterschaft eindrucksvoll bestätigt, meinte Blatter.
Daran könne auch die eher magere Torausbeute bei der Endrunde nichts ändern. Der FIFA-Chef lehnte neue Vorstöße wie größere Tore oder gar die Abschaffung des Abseits, um mehr Treffer zu garantieren, rigoros ab und schob die Verantwortung vor allem den Trainern zu. »Sie können die Tore so groß machen wie sie wollen. Wenn die Trainer beider Mannschaften beschließen, zuerst Tore verhindern zu wollen, werden wir nicht mehr Tore bekommen«, sagte Blatter. Und wenn das Abseits abgeschafft würde, »dann hätten wir ein anderes Spiel.«

Artikel vom 12.09.2006