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Kapitän Hain kündigt Klartext an

Die Arminen sind nun schon seit zehn Spielen in Folge ohne Sieg

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Die Zahl nicht gewonnener Arminia-Pflichtspiele in Folge ist zweistellig. Was mit dem 0:1 im Pokal-Halbfinale in der Vorsaison bei Eintracht Frankfurt begann, fand mit der 1:2-Pleite in Pfullendorf im selben Wettbewerb seinen vorläufigen Tiefpunkt.

Nun mag mancher dagegen halten, solche saisonübergreifenden Statistiken machten allein schon deshalb wenig Sinn, weil sich das Fußball spielende Personal über die Sommerpause ziemlich verändert habe. Doch gilt im Umkehrschluss für diejenigen, die geblieben sind: Je länger ein Erfolgserlebnis zurück liegt, um so größer wird die Unsicherheit und um so geringer das Selbstvertrauen.
Und eben das könne sich die Mannschaft nur zurück holen, indem sie, wie Trainer Thomas von Heesen betonte, schnellstmöglich gewinne. Am besten gleich am Samstag gegen die Bayern. Das gehe aber nur, »wenn sich keiner in die Hosen macht« (von Heesen).
Gefeiert wurden die Arminen zum letzten Mal, als sie am 8. April 1:0 zu Hause gegen Eintracht Frankfurt ihr Ligaspiel gewannen. Es folgte in der Saison 2005/2006 eine Niederlagenserie, die sich nur unterbrochen vom Auftakt-1:1 in Hamburg in dieser Spielzeit fast nahtlos fortsetzte.
Nun fällt es nach der Pleite in Pfullendorf aber nicht allein wegen der Stärke des kommenden Gegners schwer, an eine baldige Wende zu glauben. Die Abwehr ist verunsichert, das Mittelfeld kaum in der Lage, Offensivimpulse zu setzen. »Unsere unglaublich vielen technischen Fehler haben bei mir gesessen wie Dolchstiche. Es sind permanent Bälle weggesprungen«, klagte von Heesen.
Und der Angriff präsentiert sich harmlos. Während Ioannis Masmanidis zumindest zwei Mal aufs Tor schoss, sorgte Christian Eigler gegen die Drittligaabwehr gar nicht für Gefahr. »So enttäuscht war ich noch nie. Pfullendorfs Torwart brauchte nicht einen Ball zu halten«, kommentierte DSC-Sportchef Reinhard Saftig und kam zu der erschreckenden Erkenntnis: »Pfullendorf war in allen Belangen überlegen.« Und wenn von Heesen sagt, »wir haben keine Spieler, die wissen, wie man so etwas wegsteckt«, dann regt dies vor dem Bayern-Spiel nicht unbedingt zu mehr Optimismus an.
Sechs, sieben Spieler, so der Trainer, seien zurzeit nur bei 70 Prozent. Namen nannte er keine. Es ist aber davon auszugehen, dass er Marcio Borges und Rüdiger Kauf von dieser Kritik aussparte. Denn diesen beiden ist noch der geringste Vorwurf zu machen. Kauf war übrigens aufgefallen, dass sich »manche ja noch nichtmal über ein Gegentor ärgern.«
Torwart Mathias Hain wertete den Pokalauftritt als »Frechheit. Jeder sollte sich hinterfragen, was er an sich und für Arminia für Ansprüche stellt. So«, ist der Kapitän überzeugt, »wird es in der 1. Liga ganz schwer.« Darum sieht er sich zu »Klartext« genötigt.
»Wir haben keine Alternativen«, formulierte von Heesen das aus seiner Sicht größte Dilemma. Davon, dass mit der Rückkehr von Sibusiso Zuma (Innenbandanriss im Knie/Rückkehr wohl Ende September), Abdelaziz Ahanfouf (Wadenbeinbruch/Oktober) und Fatmir Vata (Kreuzbandriss/ Ende des Jahres) schlagartig alles besser wird, darf niemand ausgehen. Diese Hoffnung lässt allein die Schwere der Verletzungen nicht zu. Es müssen also weiterhin diejenigen es richten, die's zuletzt verbockt haben. Von Heesen: »Ich wünsche meinen Spielern ein starkes Nervenkostüm.« Was er sich selber wünscht, verriet er nicht.
Auf alle Fälle sitzt er weiter fest im Sattel. »Es gibt keine Diskussion darüber. Die Trainerfrage stellt sich für uns nicht«, erklärte Saftig.

Artikel vom 12.09.2006