Von Gustav-Adolf Lent und Markus Poch (Fotos) Brackwede (WB). 700 begeisterte Zuhörer ließen die Mauern der ehrwürdigen Bartholomäuskirche in Brackwede beim Konzert der »Jungen Tenöre« erbeben. Mit stehenden Ovationen feierten sie drei begnadete junge Musiker, die durch ihre Darbietungen scheinbar den Schlüssel zu den Herzen der Menschen gefunden haben. Wie sonst ist es anders zu erklären, dass die als stur angesehenen Ostwestfalen lautstark wie bei einem Rockkonzert Zugabe um Zugabe forderten und sich beim Gospel-Medley am Schluss des Konzertes zum Mitsingen animieren ließen?
Bernhard Hirtreiter, Hans Hitzeroth und Hubert Schmid, alle studierte Sänger mit mehrjähriger Theatererfahrung, sind nicht nur hinreißende Interpreten, sondern auch Moderatoren mit komödiantischem Talent, die ihre Botschaft »Freude an der Musik« überzeugend vermitteln können. Ihnen zur Seite stehen die ebenso fantastischen Florian Schäfer aus Wien als Arrangeur und Keyboarder, Karsten Gettner aus München (Kontrabass) und der vielseitige Stephan Reiser mit Saxophon und Klarinette. Die erfolgreiche Karriere der »Jungen Tenöre«, die mit einem Auftritt in der TV-Sendung »Herzblatt« begann, ist mittlerweile mit sieben CD-Aufnahmen dokumentiert und gipfelt in einer Tournee durch 30 Städte im November und Dezember. Dass sie einen solchen Kunstgenuss erleben durften, verdanken die Brackweder dem rührigen Sponsor Hans-Dieter Mühlenweg: »Ich möchte als Brackweder den älteren Mitbürgern, die hier in der Hauptstraße einkaufen und nicht in die Oetkerhalle kommen können, die Chance geben, zu einer günstigen Zeit schöne Musik zu hören. Dazu gehört auch die Mitwirkung heimischer Chöre. Außerdem fasziniert mich das ehrenamtliche Engagement der Eutikhus-Leute um Gerd Zaplin, das ich gern unterstützen möchte.« Der Reinertrag des Konzertes kommt dem Projekt »Eutikhus« der evangelischen Bartholomäus-Kirchengemeinde zugute, das in Siebenbürgen seit sechs Jahren 24 junge Männer betreut, die als Waisen mit 18 Jahren auf der Straße landeten. Sie erhalten eine Ausbildung und Unterbringung in einfachen Häusern, die durch »Eutikhus« erworben werden. Zu den heimischen Organisatoren des Projekte gehören Gerd Zaplin, Hans Georg Kessing und Harald Niediek. Seit einigen Jahren erhält das humanitäre Projekt eine beträchtliche finanzielle Hilfe durch den engagierten Förderer Mühlenweg. Im Verlauf des Konzertes war die Kantorei Brackwede unter der Leitung von Walter Haverkamp, die - wie berichtet - in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, mit Mendelssohns »Jauchzet dem Herrn«, Haydns »Danklied« und Mozarts »Ave verum« klangschön und gefühlvoll zu hören. Die »Chorgemeinschaft Osning 1908« und der »Männerchor Mannesmann« unter der Leitung von Hugo Ernst steuerten einige Chorlieder wie »Dies ist ein großer Tag« bis hin zum berühmten »Ich bete an die Macht der Liebe« und »La Montanara« (mit Chorsolist) bei. Beide Chöre gefielen durch ihre sauber vorgetragenen und sangesfreudigen Beiträge. Bernhard Hirtreiter begann nach dem gemeinsam gesungenen »Die Himmel rühmen« (Beethoven) mit einer rasant gesungenen Arie aus dem Messias (Händel): »Comfort ye« im modernen Cross-Over-Stil. Es folgten »Panis Angelicus« (Cesar Franck), das populäre »Ombra ma fu« (Händel). Besonders glänzte Hubert Schmid in zwei Arien aus Messen von Rossini mit metallischem Glanz und unglaublich sicheren Höhen. Das Geflecht aus dem »Air« und »Präludium Nr.1« von Bach im instrumentalen Zwischenspiel und das ergreifend gesungene »Wohl mir, dass ich Jesum habe« (Bach) gefielen ebenso wie die verschiedenen »Ave Marias« von Schubert bis Bach/Gounod, zum Teil im Jazz-Standard. Der absolute Höhepunkt begann mit dem rockigen »Salve regina« aus dem Film »Sister Act« und mündete in einem rasant gesungenen Gospel-Medley, das die Zuhörer von den Sitzen riss. Unter tosendem Beifall beendeten die Künstler mit zwei Zugaben und herrlichen Blumengebinden in der Hand einen faszinierenden und erlebnisreichen Konzertabend.
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