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Bielefelderin (46) wird Managerin des Jahres

Martina Sandrock erhält heute den Mestemacher-Preis

Bielefeld (WB). Die gebürtige Bielefelderin Martina Sandrock (46) erhält heute in Berlin den mit 5000 Euro dotierten Mestemacher-Preis »Managerin des Jahres«. Initiatorin Ulrike Detmers überreichte ihr die Silbertrophäe Oeconomia. Mit Martina Sandrock sprach Redakteur Edgar Fels.

Sie sind Chefin von 160 Mitarbeitern. Welche Qualitäten braucht man, um sich in einer nach wie vor von Männern dominierten Wirtschaftswelt im Topmanagement zu behaupten?Sandrock: Wichtige Eigenschaften sind Zielstrebigkeit, Selbstvertrauen und die Zuversicht, dass man es schafft, nach oben zu kommen.

Da muss es aber noch mehr geben, oder?Sandrock: Ein Stück weit muss man sich als Frau an die Männerwelt anpassen. Es ist ein schwieriger Balanceakt, seine Rolle zu finden. Ich konnte mir das richtige Verhalten leider von keiner Frau abgucken. Einfühlungsvermögen spielt daher eine große Rolle und die Fähigkeit, auf diffamierende Äußerungen richtig zu reagieren.

Können Sie dazu ein Beispiel nennen?Sandrock: Wenn jemand in einem Meeting sagt: »Lange Beine hat sie ja«, muss man klar machen: »Aber auch einen Kopf.«

Die Vorbehalte gegen Frauen sind wohl nach wie vor groß? Sandrock: Frauen müssen auf jeden Fall härter arbeiten, um ihren Weg zu machen. Sie sind auch sehr fleißig, aber oft verkaufen sie sich im eigenen Unternehmen nicht gut genug. Frauen müssen ihren Anspruch auf eine Führungsposition besser kommunizieren, außerdem müssen sie mobil sein. Ich bin am Anfang meiner Karriere alle drei Jahre umgezogen. Acht Jahre habe ich im Ausland gelebt.

Sind Frauen vielleicht auch die besseren Manager?Sandrock: Frauen sind diplomatischer und sie haben die Fähigkeit, das Emotionale besser mit dem Rationalen zu verbinden. Die harte Tour ist nicht ihr Ding. Wichtig ist, seine Mitarbeiter zu motivieren.

Bei Sara Lee lief das Geschäft nicht gut. Mit Ihnen kam die Wende, der Umsatz stieg deutlich an. Was haben Sie gemacht? Gab es Entlassungen?Sandrock: Alle Mitarbeiter hatten die Chance mitzuziehen. Wer den Weg nicht mitgehen wollte, wurde ausgetauscht. Es ist jedoch nicht meine Art, eiskalt oder eine Zicke zu sein.

Wie kommen Sie mit Stress klar?Sandrock: Ich bin ein ausgeglichener Mensch. Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Wie sieht ihr Alltag aus? Wie halten Sie sich fit?Sandrock: Mein Tag beginnt morgens um 5.30 Uhr mit Joggen, um acht bin ich im Büro, es gibt verschiedene interne oder externe Besprechungen. Zwischen 19 und 20 Uhr fahre ich nach Hause, dann fahre ich noch eine Stunde mit dem Rad.

Frau Sandrock, Sie haben sich für eine Karriere und gegen Kinder entschieden. ƊWas sagen Sie zum neuen Buch von Eva Hermann »Das Eva-Prinzip«, in dem sich die ƊTagesschausprecherin zur Rolle der Frau - Stichwort Frau zurück an den Herd - äußert? Frau Hermann fährt mir Ihrem Buch im Schnellzug zurück ins Mittelalter. »Viel Vergnügen« kann ich nur sagen.

Artikel vom 22.09.2006