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Roger Federer gelingt
der nächste Hattrick

Ganz dicht am Grand Slam - Tiger Woods ist sein Fan

New York (dpa). Der US-Open-Hattrick haute sogar Roger Federer um und freute seinen Fan Tiger Woods: Nach dem Finalsieg über Andy Roddick ließ sich Federer im Arthur-Ashe-Stadion auf den Boden fallen und genoss den Triumph.

»Ich hatte es einfach verdient, mich hinzulegen und es mir bequem zu machen. Das ist die beste Saison, die ich je hatte«, sagte der Schweizer nach dem 6:2, 4:6, 7:5, 6:1 in New York. »Es war ein gutes Gefühl, da zu liegen.« Dem besten Tennis-Profi der Welt fehlte in diesem Jahr nur ein Sieg, um als erster Spieler seit dem Australier Rod Laver 1969 den seltenen Grand Slam zu schaffen. Lediglich die Finalniederlage bei den French Open gegen Rafael Nadal verhinderte den Sieg auch beim vierten der wichtigsten Turniere.
Bei den Australian Open hatte sich Federer dagegen durchgesetzt und nach eigenen Worten vom Grand Slam geträumt. Nach dem Wimbledonsieg feierte der 25-Jährige in Flushing Meadows wie schon 2004 den dritten Grand-Slam-Titel in einer Saison und seinen neunten insgesamt. Damit belegt er nun in der ewigen Rangliste den alleinigen sechsten Platz, Spitzenreiter Pete Sampras ist mit 14 Titeln jedoch immer noch ein großes Stück voraus.
Disziplinübergreifend hat er auch noch längst nicht zu Golf-Dominator Woods aufgeschlossen, der bei den vier wichtigsten Wettbewerben in seiner Sportart schon zwölf Erfolge sammelte und Federer vor dem Match damit ein bisschen aufzog. Der fünf Jahre ältere US-Amerikaner unterstützte nicht etwa seinen Landsmann Roddick - er saß bei Federers Anhang. »Er ist ein großer Junge, das ist seine Entscheidung«, kommentierte Roddick, nachdem er seinen zweiten großen Erfolg nach dem US-Open-Sieg 2003 verpasst hatte.
Wie schon in den Wimbledon-Finals 2004 und 2005 konnte er nur phasenweise Paroli bieten. Nach dem Gewinn des hochklassigen dritten Durchgangs ließ Federer Roddick wie schon zu Beginn keine Chance mehr.
Von einem seit längerem geplanten Treffen mit Woods zeigte sich Federer begeistert: »Ich dachte mir, dass er nett ist. Aber er ist wirklich sehr, sehr nett. Als er gesagt hat, dass er zum Finale kommt, habe ich geantwortet: Lass mich erstmal die Drecksarbeit erledigen.« Der Golfer und Federer entdeckten Parallelen: »Wenn man sich verletzlich fühlt und dann im vierten Satz das Gefühl hat, es kann nichts mehr passieren, dann ist das wie bei ihm auf der vierten Runde«, erklärte Federer, der bisher 26,3 Millionen Dollar erspielt hat, an die bereits 64,4 Millionen Dollar von Woods aber kaum herankommen dürfte.
Seine sportliche Überlegenheit im Tennis ist nach der Herausforderung durch den Spanier Nadal im Wimbledon-Finale wieder gewachsen, denn der Spanier war in New York schon im Viertelfinale ausgeschieden. »Nach Wimbledon dachte ich: Wer die US Open gewinnt, ist besser. Ich verdiene es, die Nummer eins zu sein. Aber ich bin schon geschockt, wie es die letzten drei, vier Jahre läuft«, sagte Federer. Noch kein Spieler gewann drei Jahre in Folge sowohl Wimbledon als auch danach die US Open. Der bislang letzte Hattrick im »Big Apple« gelang zwischen 1985 und 1987 Ivan Lendl.
Der wieder stärker gewordene Roddick sieht derzeit keine großen Duelle auf ihn oder andere zukommen. »Federer ist der Beste. Da gibt es bei mir keinen Zweifel und auch nicht bei anderen Spielern, wenn man sie fragt.«

Artikel vom 12.09.2006