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Capri-Fischer
sind noch top

Gerhard Winkler würde heute 100

Von Matthias Benirschke
Potsdam (dpa). Es war ein denkbar schlechter Zeitpunkt, als 1943 erstmals der Schlager von den Capri-Fischern erklang.
Auf Capri geehrt: Gerhard Winkler.Foto: dpa

US-Soldaten waren in Italien gelandet und die Nationalsozialisten verboten, das Lied im Radio zu spielen. Doch den weltweiten Erfolg des Liedes konnten sie genauso wenig aufhalten wie den Vormarsch der Alliierten des Zweiten Weltkriegs. Die Capri-Fischer wurden ein Hit und drückten vor allem in den 50er Jahren die Italien-Sehnsucht der Deutschen aus. Der Komponist ist Gerhard Winkler, der heute vor 100 Jahren in Berlin geboren wurde und 1977 im Allgäu starb. Hans Andreas Winkler, der 1952 geborene Sohn des Komponisten verwaltet in Potsdam das Archiv mit den Werken seines Vaters. Darunter sind allein 74 Fassungen der »Capri-Fischer«. Immer wieder dränge sich dieses Lied in den Vordergrund, zu Unrecht wie der Junior findet. Etwa 1500 Stücke - vom Schlager über Filmmusik bis zur Operette - umfasst das Werk.
Winkler wird 1906 im heutigen Berlin-Neukölln geboren. 1913 komponiert er sein erstes Lied: »An meinen Buchfink«. Winkler singt im Berliner Hof- und Domchor, später im Kinderchor des Berliner Opernhauses »Unter den Linden«. Nach der Schule macht er eine Lehre als Musikalienhändler und widmet sich seinem privaten Musikstudium.
Die Jahre von 1924 und 1930 sind Winklers musikalische Lehr- und Wanderjahre. Er spielt Klavier bei privaten Gesellschaften, arbeitet als Pianist und Dirigent in Kurorchestern, Tanzkapellen und Café-Häusern. Später begleitet er am Klavier Größen wie Otto Reutter oder Claire Waldorff. Erste Erfolge stellen sich ein. Mitte der 30er Jahre beginnt seine Zusammenarbeit mit dem Textdichter Ralph Maria Siegel. Der Vater des Komponisten Ralph Siegel schrieb auch den Text zu den Capri-Fischern. Bekannt sind auch das »Chianti-Lied«, »Neapolitanisches Ständchen«, »O mia bella Napoli« und »Frühling in Sorrent«
»Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt« wird zu dem Schlager der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit in West- Deutschland. Erst zehn Jahre nach dem Erscheinen der Capri-Fischer besucht Winkler 1953 die Insel. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Die Platten verkaufen sich prächtig, Stars wie Ilse Werner, Rudi Schuricke und Evelyn Künnecke gehen bei Winklers ein und aus. Auch nach seinem Tod sind Winklers Werke noch beliebt. Im Herbst reist der Sohn nach Capri. 63 Jahre nach dem Erscheinen der »Capri-Fischer« soll dort eine Gedenktafel für den Vater enthüllt werden.
www.capri-fischer.de

Artikel vom 12.09.2006