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Heulend in der »Hölle«

Hamburg und Kirschstein erleben bitteren Abend

Bittere Entscheidung: Hamburgs Torwart Sascha Kirschstein hat nach zehn Minuten ausgespielt.
Hamburg (dpa). Es sollte das Spiel seines Lebens werden, doch es wurde zur Hölle. Torwart Sascha Kirschstein vom Hamburger SV lief nach dem 1:2 in der Champions-League gegen den FC Arsenal wie ein Häufchen Elend herum. »Es war doch das Spiel der Spiele«, stammelte er und seine roten Augen sprachen Bände. »Für mich ist die Welt untergegangen. Ich habe nur noch geheult.« Seine angebliche Notbremse gegen Robin van Persie brachte Kirschstein nicht nur die Rote Karte und dem HSV ein Elfmeter-Gegentor ein, es besiegelte schon in der 10. Spielminute den Fehlstart.
Trost kam vom Kollegen Jens Lehmann. »Die Regel ist natürlich Quatsch. Sascha ging klar zum Ball, nicht zum Mann. Da ist eine Rote Karte völlig fehl am Platze. Die Mannschaft wird mit einem Elfmeter bestraft, das reicht«, sagte der deutsche Nationaltorwart in Diensten der »Gunners«, der weiß, wovon er spricht.
Ausgerechnet im Finale der Champions League gegen Barcelona (1:2) vier Monate zuvor musste er die gleiche Erfahrung machen, nachdem er Eto'o früh von den Beinen geholt hatte. Coach Arsene Wenger schlug in die gleiche Kerbe: »Rot war zu hart. Im Strafraum muss man Verständnis haben für Torhüter.«
Kirschstein, der für ein Spiel gesperrt wurde, muss allmählich an eine Verschwörung des Schicksals glauben. Beim Pokal-Aus gegen die Stuttgarter Kickers (3:4) war ihm ein grober Schnitzer unterlaufen, von dem er sich knapp erholt hatte. Trainer Thomas Doll bricht aber nicht den Stab über den Schlussmann: »Ich habe ihm gesagt: Kopf hoch.«
Letztlich fühlten sich die Hamburger auf Grund der unglücklichen Entscheidung des Unparteiischen aus Schweden (Doll: »Ich habe mich beim Schiedsrichter bedankt fürs Spiel«) als moralischer Sieger. »Mit elf Mann hätten wir das Spiel nicht verloren«, lautete die Bilanz des Trainers. Mit zehn Mann kam es anders. Tomas Rosicky erhöhte mit einem Schuss in den Winkel (53.) auf 2:0, Sanogo rettete die HSV-Ehre (91.).

Artikel vom 15.09.2006