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Benedikt urkatholisch

Was sagt uns noch Maria?


Gestern war der katholischte der sechs Besuchstage des Papstes. Die Verehrung Marias als Mutter Gottes und Jungfrau ist für Nichtkatholiken unvorstellbar. Römisch-katholischen Christen ist das Ave Maria dagegen Glaubenstradition. Dabei folgt längst nicht jeder katholisch Getaufte dieser besonderen Ausprägung des Katholizismus. Sie ist jeder rationalen Erklärung fern.
Vielleicht liegt ein Faszinosum dieses Besuches im Staunen darüber, dass Zehntausende gestern dem Papst auf dem Weg zur schwarzen Madonna folgten. Jahr um Jahr pilgert eine Million Menschen nach Altötting - auch ohne den Superstar aus Rom an der Spitze - und das in Zeiten, in denen man ohne Gott und Glauben auszukommen meint. Die Gnadenkapelle von Altötting mit der Wunder-wirkenden Marienfigur, in der auch zehn Herzen von bayerischen Königen beigesetzt sind, erscheint den meisten wie von einer anderen Welt.
Die Bilder vom inbrünstig betenden Benedikt XVI. stimmen nachdenklich. Das ist bereits Botschaft, obwohl nicht alle hierzulande nachvollziehen können, was Maria einzelnen Gläubigen gibt. Auch ist es ein schöner Ausdruck religiöser Toleranz, dass diese besondere Frömmigkeit Bestand hat. Denn: Marienverehrung und Heiligungen konnten ihren Platz behalten in einer Moderne, die in Jahrzehnten kaum eine Nische der Gesellschaft von radikal-rationaler Infragestellung ausgespart hat. Reinhard Brockmann

Artikel vom 12.09.2006