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»Wir brauchen nicht die Kopie des Mannes, sondern das Original der Frau.«

Leitartikel
Häme gegen Eva Herman

Rückkehr
des Mutterseins


Von Jürgen Liminski
Man muss Eva Herman dankbar sein. Ihr neues Buch bringt viel durcheinander, aber nur in den Köpfen der Feministen.
Die normal gebliebenen Bürger, Eltern und Jugendliche, wussten es immer: Der Feminismus ist ein Irrweg. Das Wort der Simone de Beauvoir, wonach Frauen nicht geboren, sondern zu Frauen gemacht würden, ist eine Ausgeburt der 68er-Bewegung. Ihr Lebensgefährte Jean Paul Sartre wurde noch grundsätzlicher: »Die Natur des Menschen existiert nicht«, öffnete er vielen Irrwegen der Neuzeit Tür und Tor. Zum Beispiel der Theorie, dass Mann und Frau bis auf die Gebärfähigkeit austauschbar seien. Unter diesem Banner begannen die Jüngerinnen Sartres, in Deutschland allen voran Alice Schwarzer, ihren Auszug aus dem Haus, um klassische Männerdomänen zu erobern. Aber eigentlich begannen sie nur, die Männer zu kopieren. Heute geht manchen früheren Feministinnen ein Licht auf und sie kehren nach hause zurück.
So auch Eva Herman. Sie sieht Beziehungen zerbrechen und den Verzicht auf Kinder, obwohl die Frau sich »verzweifelt nach Geborgenheit, Heim und Familie« sehne und »täglich ihr einsames Gefecht in der männlich geprägten Arbeitswelt« kämpfe. Die Glaubwürdigkeit von Frau Herman sei einmal dahingestellt, immerhin kommt ihre Bekehrung relativ spät. Aber ihre Thesen von der modernen Versklavung der Frau, vom Selbstverwirklichungswahn in der Arbeitswelt, von der Diskriminierung der Hausfrau und Mutter sind es allemal wert, diskutiert zu werden. Denn diese Gesellschaft braucht dringender denn je nicht die Kopie des Mannes, sondern das Original der Frau. Und dazu gehört auch die Mütterlichkeit.
Hirn- und Bindungsforschung, Entwicklungspsychologie und Säuglingsforschung fördern immer neue Ergebnisse zu Tage, die beweisen, wie sehr der Mensch in seinen ersten Monaten und auch schon als Embryo die Mutter braucht. Schon Freud sprach von der Symbiose zwischen Mutter und Kind, die sich nur allmählich auflöse, und Forscherpersönlichkeiten wie Spitz, Piaget, Lorenz, Meves, Hellbrügge haben mit ihren Arbeiten bestätigt, dass es ohne mütterliche Liebe nicht geht. Die Liebe ist eine kreative Kraft, sie bringt das Hirn des kleinen Menschen zum aufblühen, sie formt die Persönlichkeit, sie schafft das Urvertrauen, »das Wichtigste, was Erziehung überhaupt zu leisten hat. Denn«, so der Philosoph Robert Spaemann, »wer auf die Erinnerung an eine heile Welt zurückgreifen kann, der wird leichter mit der unheilen fertig«.
Diese unheile Welt haben uns auch die Feministinnen beschert. Ihre Ideologien sind längst widerlegt. Dennoch dominieren sie die Medien, eine Domäne, in der sie es sich bequem gemacht haben und in die nun Eva Herman eingebrochen ist. Mit Häme, Spott und Hass versuchen sie, den Eindringling zu vertreiben. Vielleicht werden sie noch mit Eva Herman fertig, mit der Natur der Eva sicher nicht.

Artikel vom 12.09.2006