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Heimspiel in Weiß-Blau

Auch Nachdenkliches: »Ich bin ein sehr alter Mann«

München (Reuters). In Benedikt XVI. spiegeln sich zweierlei Gefühle wider: Einerseits ist da helle Wiedersehensfreude, andererseits leise Wehmut.
»Euch allen ein herzliches Grüß Gott« ist die erste Botschaft am Flughafen. Ein Meer von Fähnchen im bayerischen weiß-blau antwortet dem Papst. Der strahlt zufrieden. Hier hat er sein Heimspiel. Hier ist Benedikt trotz Soutane, Papamobil und Leibwächtern einer von ihnen.
Der aufmerksame Beobachter bemerkt auch nachdenkliche Züge bei Benedikt. Ein Hauch von Abschied liegt in der Luft. »Ich bin ja ein sehr alter Mann, und wie viel Zeit der Herr mir noch gibt, weiß ich nicht.« Ein weiterer Besuch wäre ein Geschenk Gottes, sagte der 79-Jährige im Flugzeug.
Bewusst will der Papst die Stätten seiner Jugendzeit im malerischen Alpenvorland, seines Arbeitslebens als Theologe, Priester und Bischof noch einmal erleben.
Benedikt versetzt München in einen Ausnahmezustand. Sein Weg im Papamobil gleicht einem Triumphzug: Zehntausende heißen »ihren« Papst mit »Benedetto«-Rufen und unzähligen Fähnchen willkommen. Schaulustige und Gläubige haben stundenlang gewartet. Wer auch nur einen kurzen Blick auf das von einer Motoradstaffel der Polizei begleitete Papamobil und den Papst erhaschen kann, ist begeistert. »Wir kennen ihn ja noch von früher, als er Bischof war in München. Es ist schon etwas Besonderes, wenn er als Deutscher seine Heimat besucht«, sagt Schwester Coletta vom Orden der Barmherzigen Schwestern. Selbst ein Alphornspieler grüßt den Papst auf seinem Weg zum Marienplatz mit sonoren Tönen aus seinem meterlangen Instrument.

Artikel vom 11.09.2006