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Setzte der Pharmakampagne literarisches Denkmal: John Le Carré.

John Le Carré setzte Denkmal

BUKO-Pharmakampgane wird 25 - Einsatz für die armen Länder der Welt

Bielefeld (WB/sas). Es ist ein gutes Vierteljahrhundert her, dass deutsche Ärzte von Einsätzen in Dritte-Welt-Ländern zurückkehrten und berichteten: Wichtige Medikamente seien nicht verfügbar; dafür seien falsche, überflüssige und gefährliche Arzneien auf dem Markt.
Diese Berichte führten zur Gründung der Pharma-Kampagne von BUKO, der Bundeskoordination Internationalismus, in der 150 Dritte-Welt-Aktions- und Solidaritätsgruppen zusammengeschlossen sind. Ihren Sitz hat die Kampagne in Bielefeld. Hier, im Welthaus, behalten eine Handvoll Leute die Unternehmungen der Pharmaindustrie im Auge. Hier wird deshalb auch am kommenden Wochenende der 25. Geburtstag der Pharma-Kampagne im Rahmen eines Symposiums gefeiert.
»Wir haben uns anfangs auf die Dritte Welt und die dunkle Seite der Pharmaindustrie konzentriert«, sagt der Gesundheitswissenschaftler Jörg Schaaber. Die Aktivitäten der Kampagne wurden aber ausgeweitet: »Wir machen uns stark dafür, dass die Menschen in den armen Ländern Zugang zu wichtigen Medikamenten erhalten.« So hat die Pharma-Kampagne einen Beitrag dazu geleistet, dass deutsche Unternehmen ihre Klage gegen Südafrika, das patentgeschützte AIDS-Medikamente produzieren wollte, zurückzogen. Ebenso schauen Schaaber und seine Mitstreiter genau hin, wenn unsinnige Arzneien, die hier längst vom Markt genommen sind, in die Dritte Welt exportiert werden. Und BUKO merkt auf, wenn die Menschen in armen Ländern als Versuchskaninchen für Neuentwicklungen genutzt werden.
Längst ist das Augenmerk der Pharma-Kampagne aber auch auf die Zustände im eigenen Land gerichtet: Während woanders Menschen sterben, weil sie nicht die richtige Medizin erhalten, konstatiert Schaaber bei uns einen Überfluss an Lifestylemedikamenten, Vitamintabletten und mehr.
Er plädiert für eine Positivliste der Wirkstoffe - bisher von der Pharmalobby torpediert - und für unabhängige und auch vergleichende Medikamentenstudie: Zu oft hätten Hersteller die Daten ihrer Studien gefälscht oder zurück gehalten - mit zum Teil lebensbedrohlichen Folgen.
Angeprangert werden Missstände im Pharma-Brief. Und weil diese Informationen oft von anderen Medien aufgegriffen werden, lassen die Veröffentlichungen auch die großen Unternehmen kaum kalt.
Das Wissen des Teams um Schaaber hat auch schon der britische Bestsellerautor John Le Carré genutzt - und der Pharma-Kampagne in seinem mittlerweile auch verfilmten Buch »Der ewige Gärtner« ein Denkmal gesetzt. Die Themen, mit denen sich die Pharma-Kampagne befasst, wurden so breit transportiert. Finanziert wird die Arbeit durch Gelder der Kirchen, aus Mitteln der NRW-Stiftung für Umwelt und Entwicklung und durch Spenden. Um noch mehr Menschen zu erreichen, gibt es jetzt unter dem Titel »Gute Pillen - Schlechte Pillen« ein Heft für den Verbraucher.
www.bukopharma.de

Artikel vom 09.09.2006