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Die Bank für die Armen der Welt

Opportunity International hilft von Bielefeld aus notleidenden Menschen

Von Anita Grams
Bielefeld (WB). Seit nunmehr zehn Jahren operiert die gemeinnützige Stiftung »Opportunity International Deutschland« von Bielefeld aus in der ganze Welt. Ihr Motto: Hilfe zur Selbsthilfe. Denn, gibt man jemandem etwas zu essen, hilft man ihm kurzfristig. Gibt man jemandem Arbeit, ist er in der Lage sich selbst zu helfen uns seine Familie dauerhaft zu versorgen.

Mit diesem Prinzip werden Menschen, die unter der Armutsgrenze leben und als nicht kreditwürdig betrachtet werden, durch die Vergabe kleiner Kredite zu Kleinunternehmern. Das Startkapital in Höhe von 50 bis 250 Euro, versetzt sie in die Lage, sich durch eigene Arbeit aus der Armut zu befreien. »Wir sind die Bank für die Armen dieser Welt«, so Stefan Knüppel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Das Konzept von »Opportunity International« setzt zudem auf Ganzheitlichkeit und ihr Engagement geht über reine Kreditvergabe hinaus: So erhalten die Kreditnehmer gleichzeitig Schulungen zur Unternehmensführung und Buchhaltung sowie allgemeine Lebenshilfe, wie Hygiene oder Aids-Prävention. Knüppel: »Die Betreuung wird zu 99 Prozent von Einheimischen übernommen. Das schafft Vertrauen und neue Arbeitsplätze.«
Um die Arbeit auf Mikroebene noch effizienter zu machen, hat man das Konzept der Trustbanks oder Vertrauensbanken entwickelt. Die Vertrauensbanken bestehen aus 15 bis 20 Personen, die füreinander verantwortlich sind und sich gegenseitig bei ihren Geschäften unterstützen. Jeder einzelne muss für den anderen Bürgen.
Und das Konzept geht auf: »Wir haben eine Rückzahlungsquote von 97 Prozent. Viele nehmen jedoch einen neuen Kredit auf, um ihr Geschäft zu vergrößern oder Mitarbeiter einzustellen. Es ist ein Multiplikatoreffekt«, so Jochen Tewes. Tewes lebt seit mehr als 30 Jahren mit seiner Frau Johshy in Indien und leistet dort Entwicklungshilfe. Johshy: »Unsere Arbeit ist für die Menschen sehr wichtig.«
Das Ziel der Bielefelder Stiftung ist es, ihre »Mikrofinanzierung« flächendeckend für alle Armen zu betreiben. »Es ist noch ein sehr langer Weg, aber wir gehen ihn«, so Knüppel.

Artikel vom 14.09.2006