09.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fehlerquote in Kliniken
auf Null reduzieren

Evangelische Krankenhäuser starten Pilotprojekt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Um die Fehlerquote bei der Behandlung von Patienten im Krankenhaus möglichst auf Null zu reduzieren, plant der Valeo Klinikverbund (Bielefeld) ein Pilotprojekt zum Risikomanagement in den Abteilungen für Geburtshilfe.
Peter Gausmann: Hohes Sicherheitsniveau in Kliniken.

Zum Klinikverbund gehören zwölf evangelische Krankenhäuser in Westfalen mit mehr als 4100 Betten. An dem Pilotprojekt, das im Frühjahr 2007 starten soll, beteiligen sich das Evangelische Krankenhaus Bielefeld, das Lukas-Krankenhaus Bünde sowie die evangelischen Krankenhäuser in Hamm, Münster und Lippstadt. Ziel des Pilotprojektes sei es, Fehler im Vorfeld zu erkennen, um Schäden zu vermeiden, sagte der stellvertretende Valeo-Geschäftsführer Jochen Brink dieser Zeitung. Die schon länger praktizierten klinikindividuellen Aktivitäten zum Risikomanagement würden jetzt gebündelt. Unterstützt wird das Projekt von der Gesellschaft für Risikoberatung (GRB) in Detmold, einer Tochter des Ecclesia Versicherungsdienstes. Ecclesia ist der größte deutsche Versicherungsvermittler für Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen und beschäftigt 1300 Mitarbeiter, davon 550 in Detmold. Das Detmolder Unternehmen betreut 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser sowie Kliniken in Österreich und der Schweiz. Gesellschafter sind Diakonie und Caritas.
Die Behandlung und Versorgung der Patienten in deutschen Krankenhäusern sei in den vergangenen Jahren immer besser geworden, sagte GRB-Geschäftsführer Peter Gausmann (45). Aufgrund des hohen Sicherheitsniveaus sei die Zahl der schwerwiegenden Behandlungsfehler mit erheblichen Schadensfolgen zurück gegangen.
Nach einer Hochrechnung von Gausmann hat sich in den vergangenen zehn Jahren bundesweit aber die Zahl der Patienten, die Schadensersatzansprüche gegenüber den Krankenhäuser anmeldeten, von jährlich 7500 auf 15 000 verdoppelt. Ein Drittel der Ansprüche seien gerechtfertigt. Die Patienten seien kritischer geworden und würden zum Beispiel eine Wundinfektion in einem Hochleistungskrankenhaus nicht mehr klaglos hinnehmen.
Nach Angaben der Ecclesia beträgt die Komplikationsrate bei 30 000 Behandlungsfällen zehn Prozent (3000 Fälle). In 300 Fällen komme es zu Fehlleistungen, die aber vom Sicherheitssystem erkannt würden und keine Schäden verursachten. Lediglich in 30 Fällen (ein Promille) gebe es Schädigungen bis hin zur Todesfolge. Bei der Medikamentenversorgung komme auf 4000 Fälle ein Irrtum. Zwei Drittel aller Behandlungsfehler im Krankenhaus würden in der Chirurgie gemacht, ein Drittel in den anderen Fachdisziplinen.

Artikel vom 09.09.2006