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Großer Bahnhof für den Bahnhof

Fünf Jahre nach dem ersten Spatenstich war Freitag die Einweihung

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Großer Bahnhof für den Hauptbahnhof: Gestern, nach - mit Unterbrechungen - fünf Sanierungs-Jahren, wurde der Bielefelder Hauptbahnhof offiziell eingeweiht. Jetzt, so Rolf Reh, Mitglied des Vorstandes der DB Station & Service AG, passe der Werbeslogan der Stadt wieder, nämlich »Bielefeld - einfach einladend«.

Oberbürgermeister Eberhard David mochte in die Euphorie nicht ganzen Herzens mit einstimmen. So mahnte er eine Lösung für die marode Ladenzeile an der oberen Bahnhofstraße an (Bericht auf dieser Seite) und er erinnerte auch an den »zusätzlichen, freiwilligen« Beitrag, den die Stadt und die PEG (Projektentwicklungsgesellschaft Neues Bahnhofsviertel) in Höhe von 1,7 Millionen Euro geleistet hätten, sowie an die 700 000 Euro, die der Verkehrsverbund OWL in die Sanierung investiert hätten. Er erinnerte auch daran, dass sich mehr als 16 000 Bielefelder mit ihrer Unterschrift für eine Fortsetzung der Sanierung stark gemacht hätten. David: »Nicht zuletzt ihnen ist es zu verdanken, dass sich alle Beteiligten bewegt haben, das Provisorium ein Ende hatte und es endlich weiter ging.«
Staatssekretär Günter Kozlowski sprach von einem »Langzeitprojekt«, meinte aber auch: »Was lange währt, wird endlich gut.« Bei Reh und dem Konzernbevollmächtigten Reiner Latsch war viel von einer »neuen Ära« und der »Visitenkarte für die Stadt« die Rede. Für den VVOWL sprach Kurt Kalkreuter von einer »Drehscheibe der Mobilität« in Ostwestfalen-Lippe, davon, dass Bielefeld über den »bedeutendsten Bahnhof der Region« verfüge. Kalkreuter ist zudem überzeugt, dass der sanierte Bahnhof zu den 40 000 Reisenden und Pendlern, die dort täglich ein- und aussteigen, weitere 10 000 durchaus noch verkraften könnte. Noch, so Latsch, sei nicht alles »hundertprozentig fertig«: »Aber das kommt.«
Der zunächst als Behelfsbahnsteig während der Bauphase vorgesehene Bahnsteig 8 bleibt weiter erhalten; zurzeit werde ein barrierefreier Zugang zu diesem Bahnsteig von der Joseph-Massolle-Straße aus (und zum dortigen Fahrstuhl) geschaffen. In den neuen Aufzügen finden auch Fahrräder Platz, das sei wichtig für die städtetouristische Entwicklung. Um sehbehinderten und blinden Menschen den Weg zwischen Bahnhof und Stadtbahnhaltestelle bzw. Busstation zu erleichtern kündigte der VVOWL als Zuschussgeber die Installation von taktilen Leitstreifen auf dem Bahnhofsvorplatz an. Die Fertigstellung soll noch in diesem Jahr erfolgen. Beigeordneter Rainer Ludwig bedauerte, dass es baulich nicht zu finanzieren sei, eine unterirdische Verbindung direkt vom Bahnhofstunnel zur Stadtbahn zu schaffen: »Viel zu teuer.«
Heute, Samstag, und morgen, Sonntag, lädt die Bahn jeweils von 11 Uhr an die Bielefelder ein, den neuen Bahnhof mit zu feiern. So werden heute um 12 Uhr Fundsachen der Bahn versteigert, es gibt Gewinnspiele, Show-Backen, Tombola und um 18.30 Uhr ein Konzert mit den »Thunderbirds«. Morgen, Sonntag, spielt um 12 Uhr die Band »Randale, es gibt eine Clown-Show und gegen 17 Uhr gibt das Bahnorchester ein Abschlusskonzert.

Artikel vom 09.09.2006